14.Juli 2019

Hotel und Bewusstseinsoberflächenkontakt. Längst gewusst wird ja, dass Oberfläche und Tiefe zusammen spielen. Nicht getrennt voneinander zu betrachten sind. Womit ein Wort wie «oberflächlich« genau genommen obsolet wurde. Wenn ein Leben an der Oberfläche gestört oder beflügelt wird, verändert sich auch die Tiefe. Bis zu einem gewissen Grad. Hinzu kommt die Präferenz, lieber in der Tiefe zu leben als in der Oberfläche. Doch: bei all den netten Menschen hier, es ist mir wirklich zu oberflächlich.

 

 

Ein Tag am Pool. Kräfte, ja Gewalten des Meeres heute meiden. In so wärmender Sonne durch ein Wasser gleiten, das gleichförmig und weich ist.

 

 

Tief eingecremt werden. Schon das macht viel, ergibt anderes Körpergefühl, nämlich mehr Ankerung, unter anderem.

 

 

Jeden Morgen auf der Frühstücksterrasse eine junge Frau erleben, die ihrem jungen Partner wunderbar angeregte Gesichter hinspielt. Allerdings ist ungewiss, was daran echt ist.

 

 

Gestern also Insel Kos durchfahren. So viel, was vertieft werden wollte. Weit mehr: der Wunsch, etwas und jemand anzuhalten.

 

 

Small-Talk. So verbindlich zurückgefragt, dass wahrscheinlich aufgrund dessen Irritation entstand. Das Ritual wurde deutlich unterlaufen. Andererseits dienen Rituale ja dazu, überhaupt etwas in Gang zu setzen.

 

 

So dünne Gliedmaßen, feinsinnige Nerven, als Kind mitunter als «labil« eingestuft, in der Weise dann Schlag auf Schlag belastet worden.

 

 

Dass im Grunde Augenschließen, um Verstörung ein wenig draußen lassen zu können, und ein Zärtlichkeitswunsch blieb.

 

 

Bei all dem von Neuem der Anstoß: Es müsste doch ein gewisses Heraus geben. Es gibt ein Heraus bzw. Ende dieser Dinge bzw. eine Strahlung, die dort beginnt, wo das aufhört. Aber, wo ist man da? Ahne es ja. Aber will ich dort hin?

 

 

Strahlt die gegenwärtige Beziehung in ihrem eigentlichen Glanz? Oder wurde bereits etwas verloren?

 

 

Doppelbett mit Matratze am Strand.

 

 

Kuli, voll subjektiver Bedeutung, verloren. In dem Moment, in dem ich das feststelle & aufblicke, seh ich ein kleines Mädchen, das ihn gefunden hat und bereits damit weggeht.

 

 

Als die Sonne untergegangen, war noch Tageslicht, seltsam bleich und klar Wasser und Landschaft. Dieses Klima scheint weit eher meinem Zustand zu entsprechen.

 

 

Möglicher gemeinsamer Radius mit zurückliegendem Beziehungspartner. Einfach deswegen, weil er im Interesse beider lag und gegebenenfalls liegt unabhängig voneinander. Doch bestehen einige Unterschiede: dir kommen, mit dem Vertrauensbruch, zu viele Gespenster (das Phänomen «Vertrauensbruch« unabhängig davon, wer dafür verantwortlich war, bewirkt dies 'unverhinderbar'), die auf alle anderen Kontakte übertragen würden. Zugleich würde es dir einfach zu viel, zu kontrastiv, Beliebtheit und Sozialfähigkeit der zurückliegenden Freundin mitzubekommen. Und: du verspürst in tiefem Sinne keine Lust, in einem Raum mit ihr zu sein bei einer nicht mehr vorhandenen Entwicklungsmöglichkeit. Wohl wissend, dass all das in dem Sinne nicht feststeht. Aber es spricht zu viel dafür, dass es so und nicht anders kommen würde. Und hast so viele Situationen schon hinter dich gebracht, die «so und nicht anders sein konnten«. Und so und nicht anders verliefen. Du verspürst da keine Motivation mehr. Du willst nicht mehr. Somit bist du aus dem Feld geschlagen.

 

 

+

 

 

Abendstraßen am Meerwasser in der Stadt Kos. Plötzlich amüsiert dich, dass es all das «Gehampel«, das es vor Zeiten schon war, «noch gibt«.

 

 

Der Körper verhält sich, als wolle Krankheit aus allen Poren herausbrechen.

 

 

Seine Schwäche, so weit möglich, genießen.

 

 

+

 

 

Scham darüber, sich so lange und nahezu lückenlos mit all dem der Freundin auszusetzen. Viel zu wenig unbeobachtete Momente.

 

 

Plötzlich erkannte ich in einem Gesicht deines – hatte wohl länger nicht an dich gedacht –, 15 Jahre älter, noch ungleich verbitterter, als ich es in verbittertsten Momenten sah.