29.7.2019

Was mich mit dir verbindet, liegt tiefer als Freude, tiefer als Ausdruck.

 

 

In einem Raum mit dir, scheinbar teilnahmslos, das Gegenteil davon.

 

 

Aufbruch, den Zug bekommen   .   .   .

Saß als Jugendlicher plötzlich im falschen Zug meines Lebens.

 

 

Verspätung. «Technischer Defekt«. Auch Züge des Lebens, in die du als Jugendlicher einstiegst (hier auf Jugend begrenzt), hatten beträchtliche Defekte und Mängel. Nichts davon, erst recht nicht in Schule und Ausbildung, wurde kenntlich gemacht.

 

 

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Große Erleichterung darüber, die Frau-Mann-Spannung ganz aus sich heraus zu atmen, frei davon zu sein.

 

 

Während Fahrt offenbar eingeschlafen, offenstehender Mund plötzlich an sich selbst wahrgenommen, erlebte ich den Moment meines Todes. Ein Innenraum war abzugeben, für den alles getan wurde, was dir einfiel, aber doch zu sehr von Verstörungen aus der Jugendzeit geprägt, um

 

 

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Hannover, Reservierung. Sitznachbarin. Worin besteht die kleine Befangenheit, auf einmal neben einer jungen Frau zu sitzen? In der Möglichkeit, irgendwie berührt zu werden.

 

 

noch immer wird mein Körper

durch Brombeergestrüpp gezogen

-

(Christoph Wilhelm Aigner, Sommernachtstrauma)

 

 

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Vielleicht zum ersten Mal reise ich – auch – mit dem Anspruch, mich zu erholen.

 

 

Wolfsburg. Schülerin im Speisewagen, so überreifer Kopf. 

 

 

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Die letzten Tage verbracht [wie]

 

in einer Heiligkeit. Sie entstand wesentlich dadurch, alles real voll gültig in sich bejaht zu haben.

Jedes Einzelne aufgenommen zu haben in einem Sakralen Raum, der Sprache kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Alles, was widerfährt, hat hohe zeichenhafte Bedeutung.  

 

 

Stendal. Kleines blondes Mädchen, wie ein Äffchen hängt sie an der Brust ihres Vaters, den sie immer wieder küssen will und küsst.

 

 

Bei Beginn der Fahrt, am frühen Morgen, regnete es. Am mittleren Morgen wurd' es an den Zugscheiben hell und warm. Und plötzlich brach ein Meer in der Brust auf, solche ERLEICHTERUNG und Freude über eigene Freiheit.

 

 

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Mit Koffer durch Zug-Gänge. Keine Beruhigung, die gewollt werden könnte, über das besonnte und begeistete (begeisterte) Fleisch.

 

 

 

Der Mensch nach einem Menschen schreit

-

(Eugen Roth)

 

 

 

Ein Mensch, wie zu hören war, seit neun Jahren ein Auto zu kaufen sucht und sich bei allen Vergleichen und Abwägungen nicht entscheiden konnte. So rationalistisch-dinghaft am Leben vorbei. Ja lebenswichtig (für das Leben wichtig), solche (wie so viele andere) Existenzen zu meiden. Ende.

 

 

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Einfahrt in Bahnhof Berlin-Spandau. Geöffneter Trieb durch die Augen.

 

 

Unverzichtbar für Freiheit, die du jetzt brauchst, ist, mit niemand etwas zu tun zu haben.

 

 

Kleiststraße, Berlin. ist körperlich nicht schwach. Aber so schlank und filigran die Geistesfiguren in der Begegnung.

 

 

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ist im Kontakt geistig viel schneller als du. Aber nur hochgepuscht, ein Kunde nach dem andern. muss immer schneller werden, weil Leere darunter immer wahnsinniger wird.

 

 

 

Straße bei grüner Ampel überqueren, entgegengeht in dieser Juliwärme, wie ließe sich jetzt sagen, indianische Schönheit, in so schwerer und gesättigter Weise Frau, zugleich bei ihr alles leicht umspielt. Was für eine Existenz! Erscheint zutiefst irdisch und zutiefst himmlisch.

 

 

 

eher kleinere Stadt, in der du wohnst, jetzt Berlin. Vielleicht liegt es auch an gewisser Verkleinerung durch das Alter beziehungsweise Vergrößerung von Wertschätzung im kleinen Radius, jedenfalls  .  .  .  erscheint Berlin riesenhaft wie nicht zuvor  .  .  .  so, dass du, aufblickend in einer der Straßen, schon mal wankst. Und doch handelt es sich vor allem: um noch größere Ausprägungen der Ketten und des westlichen Gigantismus.

 

 

*

 

 

schwüle Luft. fängt an zu gewittern. Jugendliche in Kleiststraße, drei Viertel nackt. Es dunkelt mehr und mehr. Auf einmal die Vision, alle gingen nackt einher und es wär allseits ehrlich und gut.

 

 

Die Art Frau, hatte er einmal gesagt, die mich nie wirklich einließ. Womit vieles anders, ja gut geworden wäre.

 

Ganz eingelassen zu werden.