31.7.2019

Gestern, so genanntes alternatives Kunstviertel Berlin; es ist wie bei den Grünen, sagte er, *alles* längst etabliert, es lebt sich gut, nur, was ich vermisste, in dem Fall, war die Kunst.

 

 

Heute Kreuzberg – die Oranienstraße ganz durchgelaufen – und vor allem: durch Kunsträume. Wie darin der Trieb zu seinem Recht kam, die Wunde zu ihrem Recht kam, alle Erfindungen und Freiheiten, Liebe zu ihrem Licht kam.

 

 

Plädoyer dafür, etwas nur zu können, wenn derjenige stabil sei.

Hast zeitweilig ohne solche Stabilität auszukommen. Und

 

kannst.

 

 

Letzte Tagesfahrt mit U-Bahn zum Hostel. Eine junge Japanerin saß neben dir, so schlank und: als sei sie (fast) auralos. Beide reagierten erst subtil genervt, wollten wohl Raum und Ruhe. Es ging in Kurven, die Bahn rüttelte, und die Energie beider Körper strickte sich ein. Warst irritiert, das Gefühl, das entstand, war ein recht seliges. Nun begann ein Spiel der Näherung und des Zulassens. Ja, ihre Zellen kamen näher und näher – sicher, immer der Gedanke, ob es nur das eigne Wollen sei. Als du aus der Bahn austratst, sie hatte ihre Fahrt fortzusetzen, schenkte sie dir – als du dich im letzten Moment umsahst – einen Blick, als bliebe er für einen Moment tief innehaltend stehen.

 

 

II

 

 

Das Fotografieren. Gegen Ende des Tages, zehn Stunden in Berlin unterwegs gewesen, die Fotos sichten. Nur eines – wie es so ist, rätselhaft – wurde gelöscht, eines, das so gern behalten worden wäre.

Frühe Morgendämmerung auf diesem Foto über Dächern; und irgendetwas wollte, dass es beinah authentisch so aussah, als gäbe es zwei Sonnen; du hingst wohl an dem Foto, weil es ein Moment war, in dem viel Wärmendes bei der Betrachtung aufstieg.

 

 

Von Neuem wurde ersichtlich, wie schlecht du etwas, an dem du hängst, verlieren kannst.

 

 

Du schwitztest durch, ob des Verlustes, steigertest dich rein.

 

 

Wie wäre das und war das

bei anderem.

 

 

III

 

 

Eine Sonne gibt es, nicht zwei.

X Sonnen gibt es, aber für dieses planetarische System

eine

 

 

So viele Religionen und spirituelle Richtungen

aber sie umkreisen und durchdringen

Eines

 

 

Der Verlust des Bildes wollte das wohl sagen   –

 

 

Die Einbildung, Tatsächlichkeit? ich sei im Grunde

von diesem Einen gesteuert.

 

 

Plötzlich war alles im Bewusstsein belichtet, aus dem Einen.

 

 

IV

 

 

Hörtest, dass sie in diesem Licht aufgehoben sei und geborgen.

 

 

«Etwas traurig.« Erlebtest in der Frühfamilie

solche Lichtgeborgenheit – aus Einem.

 

 

Warum festigte sich so etwas nicht

in der Beziehung?

 

 

Das Eine, aus was allem es besteht?

und ist doch das Eine

 

 

V

 

 

Ein Inneres als Wahrnehmung und Aufnahme

sollte doch sein wie

Sonnenstrahlung aus gutem Abstand.

 

 

und nicht von einer Intensität, dass weder Wahrnehmung von dem Aufzunehmenden noch Erinnerung entstehen    –

 

 

VI

 

 

Im falschen Zug deiner Jugend habest du plötzlich gesessen.

 

Der Moment, in dem der Samen von der Eizelle befruchtet wurde, woraus du wurdest.

 

Jeder weitere Moment, der dahin führte, wo du jetzt bist,

was du jetzt bist,

wie du jetzt bist.

 

Von daher saßt du bereits im ersten Moment, der nicht bewusst werden konnte, «im richtigen Zug«.

 

 

VII

 

 

Wenn du ihr noch einmal begegnen solltest, kommt es darauf an – hinsichtlich Verständigung –, wie bewusst und liebevoll, wie zugewandt du aus Einem dann bist.

 

 

Eine Beziehung = eine Sonne.

 

 

Wie sehr gerät alles durcheinander, wenn eine zweite hinzukommt.