14.6.2019
Zum größten Schmerz der bleibt bevor es in den Tod geht, sagte er, gehört wohl, nicht mehr Menschen wirklich nahgekommen zu sein.
Es geht um Ausbau deiner Offenheit.
6.7.2019
etwas Angst vor der Reise. Ich werde nicht perfekt sein. Ich werde dich wohl nicht immer so sehen, wie du es brauchst. Etwas mal nicht hören. Ich werde schon mal «abwesend sein«. Ich werde mich auch mal vertun oder irgendwie störend sein, etwa dann, wenn ich etwas nicht gleich überblicke in Großzahl neuer Eindrücke. Wie leicht doch Missverständnisse einziehen können. Ich wünsche mir so, dass wir 'gnädig' sind. «Alles« nachsehen, weil wir wissen, dass der andere in Ordnung ist und alles zur rechten Zeit geklärt werden kann. Ich habe Angst davor, dass durch Verletzungen und Nicht-Loslassen Gegenwart beeinträchtigt wird und schlechte Erinnerungen aufgebaut werden – die kurze Zeit nicht wirklich gut gelebt wird.
7.7.2019
was erinnerst du aus all den Urlauben und Reisen? Was hat das Gedächtnis draus gemacht? So vieles wurde zusammengebündelt, das wenig und keine Kontur mehr hat.
Tage liegen vor dir, die du verprassen darfst.
stell nicht dich, stell den andern in Vordergrund.
ein halbes Jahr zurückgedreht . . . diese Unwahrscheinlichkeit, von da aus, zusammen loszugehen . . .
8.7.2019
Einen Tag vor der Reise nachmittags in Wohnstadt einhergegangen. Genuss einer Leere – eines Bewusstseins, das sich selbst nicht zusetzte.
immer mal wieder ist es ganz durchscheinend in meinem Herzen
9.7.2019
am Morgen der Reise – erschrecke etwas, wie sehr Psyche sich an nur etwas zu klammern sucht. Eng bezogen ist. Sehr auch an Dinge, die ich nicht so machte, wie ich es selbst besser gefunden hätte . . . «Stehe wohl noch immer auf dem Prüfstand.« Habe noch immer Angst, fallen gelassen zu werden, auch von mir selbst –
und auch: wie viel du mitunter zu einfachen Vorgängen denkst, ohne dasjenige im Kontakt gleich in eine einfache Form bringen zu können . . . . .
Erinnerung daran, dass etwas zu heiß wurde, etwa ein Topf. Einzig rettend, Finger davon zu lassen (loszulassen). Derjenige, der in einen Krater stürzte und verbrannte. Keine Ausweichmöglichkeit hatte. Das auch das Traumaprinzip.
+
Nimmer regt sich das Laub
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
Im dunkeln Zimmer
-
Georg Trakl
komfortabler Platz im Speisewagen mit Laptop. Reisehochgefühl –
junge Frauen, die
an Wildblumen erinnern
im engen Gang Tuschierung zweier Hinterteile, so weich, dass sich etwas öffnet . . .
Richtig war, sagte er, alles nach innen zu ziehen
als wäre es meines . . .
um es als Seines zu bearbeiten und zu verlieren.
Düsseldorf-Hauptbahnhof. Ein so gedemütigter Zug der Lippen nach unten eines alten Mannes. Die Einsicht, dass die Hauptlebenszeit definitiv hinter sich liegt.
*
nach dem Weg fragen. beeindruckend, wie derjenige das zu seiner Sache machte. Zu sieben, acht Leuten immer wieder sagte «Entschuldigung«. Schließlich wusste ich Bescheid. Auch die Verabschiedung: Herzkontakt.
junge Frau vor Ausstieg aus dem Zug. Geht ihr Gesicht im Spiegel auf Effekte hin durch. Wenig Innerlichkeit spürbar.
Zwei mehrjährige «Düsseldorfer Zeiten« hinter sich; beide lang her. Sehe wie aus einer Ferne darauf.
es entwickelt sich beim Gehen eine Art Staunen, als sei ich nach langer Abwesenheit wieder auf die Welt gekommen.
*
sich am Bahnhof verpassen. Wie viele Augen gemacht wurden, bis es begriffen war.
überbordende Menschenfruchtbarkeit auf den Bahnsteigen.
etwas frisch Gelesenes flechtet sich ein, «Name und Form«.
Blick und Form. Blick wurde nun zunehmend fester, invariabler, Freude geradezu eigeebnet.
+
Seelische Schmerzen über sich selbst, über eigenes Verhalten. Der Geist ist gut, doch ereignen sich Situationen mit einer Wirkung, die zwei Menschen wie durch Kahlschlag voneinander trennen. Heißt einfach durchstehen – auf Stunden. Reisefreude ganz außer Kraft gesetzt.
*nicht sorgfältig genug gedacht*. während du deine Themen doch bis in letzte Nuancen und weit darüber hinaus durchgehst. zuweilen – so könnte es erscheinen – solch traumumwölkte Existenz.
10.7.2019
Im Flugzeug nach Griechenland.
Nacht mit halber Stunde Schlaf wird allmählich spürbar. Abgelebte, überdeutlich werdende Münder im Flugzeugraum. Ausschwitzende Gesichter. Spürbar werden Bedürfnisse, die aus nun viel zu engem Raum nach Erfüllung drängen.
Auch das Glück ist nur ein Teil des Grauens
-
Imre Kertész
Transferbus zum Hotel. Junge Frau selig eingeschlafen. Ihr Gesicht so nah vor Augen.
Am Nachmittag des ersten Tages stellt sich allmählich jene Ruhe ein, mit welcher alles deutlicher erkennbar wird.
Erinnerung daran, im Meer plötzlich etwas zu greifen, seltsam Wohliges, Unbekanntes, es entglitt, aber mancher weitere Versuch es zu fassen schien zu gelingen, letztlich sank es hinweg. Bis heute weißt du nicht, was es war.
Noch um Mitternacht am Meer. Auf einer Liegematte. 3062 Kilometer . . . vom Wohnort entfernt. Noch so warm. Wellen plätschern wie ein Leben aus.