»Familie – Erinnerung – Auf einmal waren wir da.«

 

 

 

 

 

 

»Ich dachte Jahrzehnte nicht an ihn, er spielte keine Rolle, einfach gar keine.

Jetzt hörte ich, dass er gestorben, und war verblüfft, wie wenig es machte.

Doch war ich ein paar Mal in seinem Haus gewesen, da war ich elf, zusammen mit der Familie.

In dieser Nacht kamen nun die Erinnerungen.

Ich staunte, dass ich dieses Gesicht, in seiner ganzen verdeckten Abgründigkeit, schon gut begriffen hatte.

Intuitiv begriffen.

Ich geisterte einmal durchs Haus, in einer Samstagnacht, vorher hatte man mir gezeigt, wer in den einzelnen Zimmern schläft.

Es stand, wenn wir da waren, immer Alkohol auf dem Tisch und es wurden Zigaretten dazu geraucht.

Ich hatte schon damals den Eindruck, dass er nie sagte was er dachte.

Ich staunte etwas, dass meine Wahrnehmung schon ›wie heute‹ war, nur leichter und heller.«

 

 

 

 

 

 

»Schwierigkeiten, sich noch einmal einzulassen.

Wir waren bereits in einem höchsten Stand. Ich wäre so gern dort geblieben.

Eine Nachricht und wenige Momente in ihrer Folge

reichten aus, um die inneren Welten

letztlich wieder umzudrehen.

 

Nicht zum ersten Mal.

 

Und das soll wieder geschehen?«

 

 

 

 

 

 

»Dusche säubern.

wie die Dinge auf Erden versiffen.

Dass auch das

überhaupt so ist.«

 

 

 

 

 

 

»Baustelle. Sie hämmern und klopfen immer noch vor sich hin, als wollten sie lediglich ›den Tag rumkriegen‹. Sind noch immer so böse, weil da – keine echte Freude.«

 

 

 

 

 

 

»Hatten sich kennen gelernt, über verschiedene Stationen in Russland und Deutschland, geheiratet, leben nun in Deutschland. Seit dem Russland-Ukraine-Krieg wird der Junge im Kindergarten massiv gemobbt, weil Deutsche nicht unterscheiden können zwischen russischer Regierung und russischen Menschen, und Kinder es ihnen nachtun. So wird nun auch der Junge, aus dem kleinen Glück, mal eben zerstört.«

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Rückblick: Ich huschte als Fremdling von Station zu Station.«

 

 

 

 

 

 

»Immer schon war ich mehr in der Nacht meines Inneren zuhause als im Tag dieser Erde.«

 

 

 

 

 

 

»In der Selbstreflexion schonungslos.

So kommt man weiter.

Während man ›hier‹ weitermacht.

Man hat sich zu entscheiden.

›Wer nicht für die Wahrheit kämpft, wofür kämpft er?

Für die Lüge.‹

 

(letzten beiden Sätze: Ulrich Schödlbauer aus: Der non-positionale Deutsche)

 

 

 

 

 

 

Erst Wahn von Größe

mit Kronen besteckt,

dann nichts wie Blöße,

die niemand bedeckt.

 

(Gottfried Benn

 

könnte das politische Motto 2022 sein)

 

 

 

 

 

 

»Es wird dann einfach heißen ›gestorben‹

 

und die Distanz spricht für sich.«