Mom-X = der friedlichste Mensch unter der Sonne. Soviel Friedlichkeit kann und darf nicht reell sein, sie verzehrt sich nach dem Absoluten und das Absolute, zur Kenntlichkeit verzerrt, schlägt ohne Erbarmen zurück.
(Ulrich Schödlbauer)
»Immer schon 'nicht ohne'«, sagte Carl, »aber etwas fassungslos im Nachhinein, wie friedlich ich in Kindheit und Jugend war. Andere mögen anderes über mich sagen, daran ändert es nichts. Solches lässt sich offenbar nicht aufrechterhalten und es kam, was feststand, der Krieg.
Ich sitze vor einem Ordner mit Papieren, die nun den Status von Dokumenten haben, aus Kindheit, aus Jugend. Ich bin erfreut, überwiegend, noch immer darüber, was ich sehe.
Das, was ich nach dem 15. Jahr sehe, überwiegend, erschreckt mich. Da gerät manches durcheinander -, nicht, dass es so weit nicht verstehbar wäre. Aber sehe da jemand, der Leben nicht mehr versteht, jemand, -
*
Diese Momente der Heillosigkeit
in
Sichtweise und Einordnung, Momente
unpassender Weichenstellung
(Die Wirklichkeit dahinter).
Die Sprache spiegelt's wider.«
»Jana bedient im Bioladen. Sie ist
lieb
auskunftsbereit
nichts scheint zu viel
sie ist . . . eigentlich was?
Wird sie hier im Bioladen kenntlich oder unkenntlich?«
»Jener fand, all die Zeit, nie ein einlenkendes, klärendes Wort auf der Meta-Ebene.
Es wäre so nötig gewesen!
All die Zeit nicht: gespenstisch.«
*
»Kurz vor dem Ziel fiel das Navi aus, das Ziel aus.
Das erste Mal in zehn Jahren. War das erste Mal dorthin unterwegs und: Kein Smartphone, keine Straßenkarte, keine Tankstelle zu sehen. Und noch 9 Minuten bis zu dem Treffen.
Hob inmitten der Kleinstadt, die ich nicht kannte, den Kopf, da war der Name der Straße, wo ich hinwollte
.
Ein erstes Treffen.
Manchmal ausschließlich im inneren Konzentrationsraum gewesen.
An der Scheibe schöne Sonne
wirkte dann umso ferner.
Fenster geschlossen.
Es war kein guter Raum zwischen zweien gewesen.
Ich erinnerte mich wieder daran, mir eine Todeskrankheit eingefangen zu haben, und dass es darum ging, die Spezifika ganz zu akzeptieren und zu Ende zu er-leben. Worum ging es noch?
Der gute Geist in mir redete ihr zu. Aber sie konterkarierte all das durch Aussichtslosigkeit. Deshalb bin ich wohl hier, wurde mir bewusst, deswegen soll ich diesen Auftrag übernehmen, weil sie diese – bereits gut aufbereitete und relativ überschaubare – Sache verzweifelt, aussichtslos angeht.
Irgendwann wusste ich nicht mehr, was ich sagen könnte, weil ›eh alles nur‹ in Hoffnungslosigkeit getaucht wurde. Wirkte umso seltsamer, der ›professionelle Optimismus‹, der von mir offenbar ausging.
Auf der Rückfahrt brach weiteres Unwohlsein aus.
Selbstgesagtes nun wie ›dichtes Gestänge‹ im Kopfe.
Ein Zwang, der Wörter wiederholte, die ich während des Treffens gesagt hatte – nun eher ent-kontextualisiert –, war nicht abzuschütteln, ich war erschöpft, es fehlte Abstand. Der innere Resonanzraum wirkte mitunter gewöhnlich. Immer noch etwas sauer, dass dies überhaupt möglich war, als riefe es in mir ›Halt‹ *auch diese Qualität ist wertzuschätzen*.
Doch
etwas tat alles, um mich aus mir selbst herauszukicken.
Ich fand den Ausgang nicht.
Wörter wie
Orientierung
Klarheit
produzierten plötzlich Hohngelächter.
›Bahnen‹ dieser Art wurden im Kopfe, weit über Unerträglichkeit hinaus, ausgefahren.
Zum Sterben schlecht wurde mir angesichts der Qualität, die ich vorher in mir selbst wahrgenommen und gespürt hatte.
Es fühlte sich an, als wolle (müsse) ich den Faden meines Lebens abgeben. Doch das steht niemals mehr in Frage
?
Nach einer Stunde war kein guter Geruch in dem Zimmer gewesen. Ihr Geruch war mir unangenehm. Aber möchte darüber nicht urteilen. Möchte mir Zeit lassen, das alles einzuschätzen. Ich will sie nicht mehr: eindimensionale Urteile.
Als ich auf Toilette ging, erschien im Flur ein sich selbst sehr gefallender junger Mann. –
Auf dieser Rückfahrt überhelle Sonne, der sich kaum ausweichen ließ, trieb mir zusätzlich künstlich wirkenden Schweiß ins Gesicht.
Erinnerung an Tage, in denen es zu viel war und zu sehr durcheinanderlief.
Dem Einzelnen konnte sie, in meiner Gegenwart, keine Wertschätzung geben; sie sprang immer sofort zum nächsten Loch, das sich ihres Erachtens auftat. Es meldete sich keine Freude, diese Aufgabe mit ihr anzugehen.
In der Nacht erwachte ich mit noch gesteigertem Unwohlsein.«
*
»Ingo«, dachte ich plötzlich, »musste sehr viel trinken um ein Minimum an Geborgenheit und Sicherheit zu erhalten. Trügerische.«
*
»Mädchen in der Offensive. Schriftzug auf dem T-Shirt über der Brust ›Trau dich‹.«
*
»Der einfachste Mensch in ihr,
was er alles
aus-drückt,
nimmt,
macht,
könnte es weit unschmeichelhafter ausdrücken.«
*
»Wie oft am Tag holte er sich Anregung aus Foren, um nicht . . . einer gewissen Leere anheimzufallen?
Sie zunächst auszuhalten
wäre sinnvoller gewesen
ich bin da nicht mehr sicher.«
*
»Er wollte so oft weg, fuhr oft weg. Wo jemand auch ist, wesentlich: innehalten und versuchen, dort
sein Leben zu leben
Der Rest ist Flucht oder Wunsch oder was im Genauen?«
*
»Einst: Wohlfühlraum nach vorn immer absehbar gewesen.
Als es schlecht ging, dies
Heilsamkeitsausblick.
Erst, als es ganz ›Verstecken‹ war«, so Carl, »war es Eintritt in andere Kategorie.
In die: erweitert einzutauchen, sich selbst auszuforschen.
Nicht mehr oder weit weniger
durch Begegnung in eine Heilsamkeitssphäre zu gelangen.
Beides: Nach- und Vorteile.«
*
»Plötzlich starb alles herunter, verlor jedes Wort seine Gültigkeit.
Das war befreiend.«
*
knüpfte an:
Wieder bildete sich eine Treppe in mir.
Entfernte mich im Innern von Nervensystem, Gefühlen, Gedanken.
Wieder realisierte sich in mir das Universum.
Doch diesmal war es kein langsamer Prozess des Staunens darüber, was sich da ereignete.
war als ›Basis‹ vorausgesetzt.
ungeheuer beweglich flitzte es nun in diesem Universum
doch voll Ruhe.
Eine sehr bewegliche Ruhe, so wie auch Licht überaus beweglich.
*
»Nichts mehr erklären, nichts sagen, dann ist man wirklich IM Moment.
Das Bedürfnis, schlagartig, nichts mehr zu sagen. Nur noch in sich zu schauen und zu hören.«
*
»In innersten Angelegenheiten – Sein.
Nicht ausfahren in Zusammenhänge, die sich selbst
zu sehr verlassen.«
Gemeinsames Naturerleben, dazu
diese Feinstenergien bei dir und bei mir
zu unsrem Gemeinsamen hin.