wie, wenn wir diese Pracht
ohne zu stillen
in uns ertrügen?
(Rilke)
»Darf ich Sie umarmen?«
»Ja.«
Und er verließ seinen Stehplatz hinter der Theke, trat hervor, und wir umarmten uns.
Und sie trat hervor, und wir umarmten uns.
»Nein, das braucht nicht mehr gesagt zu werden. Wir sind informiert!«
»Das ist das Gute an der Zeit. Aufgerüttelt worden zu sein. Wach waren wir schon immer.«
»Es ist jetzt die Zeit, in kleinen Gruppen zunächst, und sich ganz zu bekennen.«
»Da auch –, das wusste ich nicht.«
»Es ist so wunderbar, es ist ein Geist, in der großen Verschiedenheit.«
»›Corona‹ ist nur der Anlass, jetzt kommen so viele heraus.«
»Als Kind und Jugendliche habe ich mich so fremd gefühlt, im Grunde nicht zugehörig oder nur zum Schein.«
»Das hat ›Corona‹ bewirkt. Wer hat das bewirkt? Ich konnte retrospektiv noch anders aufräumen. Ich weiß jetzt bei dem, was im Einzelnen gesellschaftlich hervortrat, dass sich hemmungslos angepasst wird. Meine Freiheit und meine Art und dieses System passten und passen nicht zusammen. Als Kind und Jugendliche ist man dem ausgesetzt. Das ist nun anders.«
Kommt einer rein, der hat so schweres Wesen, hat er eins? So gleichförmige, unterkühlte, schwere Stimme, droht die Sphäre zu killen.
»Schon richtig, Kampf der Dunkelheit gegen das Licht.«
»Ja, von Anbeginn.«
»Ja, es ist wunderbar, wenn ein Mensch in seiner Energie ist, in seinem Wesen, in seiner Kraft ist und Gutes tut.«
»Ja, wenn die Seele lebt und das Herz sich spürt und . . . sich ausdehnt und . . . ausdehnt.«
Und auf einmal kommt die Grenze. Weil alles auch von da aus zu sehen ist, um ›lebensfähig‹ zu bleiben. Aber es kam . . . die unangenehme Grenze. Aus dem düsteren, ›nekrologischen Modell‹, das real überall einzuatmen ist. Als gäbe es innere Sicherheit. Eine tödliche Grenze gibt aber keine Sicherheit. Indessen muss es immer – auch – darum gehen: innere Sicherheit.
»Ja, es lässt sich nicht mehr aufhalten.«
»Ich war es immer schon – ein Untergrundkämpfer der Seele. Sie haben es nicht geschafft, mich zu unterdrücken. Genau genommen, kein einziges Mal. Im Innern habe ich den Kniefall nie vollzogen, nicht einmal.«
»Ja, ein Kontakt wie dieser macht mir den Tag hell.«
Und spüre noch einmal seinen warmen Körper.
Und spüre noch einmal ihren warmen Körper.
weil wir selber die Sehnsucht sind,
die in Blüten steht
[…]
und nicht mehr rückwärts können aus dem Heile
(Rilke)