Seltsam bleibt es. Seit Tagen fällt im Innern der Name „Kerstin“ zu, ohne Erinnerungszuordnung. Dann begegne ich einer Frauengestalt in der Stadt, die ich nur mühsam wiedererkenne. Sie hat in ihren Gesichtszügen nahezu alles verloren, was sie ausmachte, diese heißt Kerstin. 

 

Carl, du hast nun diese toten Tage hinter dir, ohne sich. 

 

Ihr Mitgefühl in der Stimme, wenn sie sich als Bedienung nach dem „Wohlsein“ erkundigt. Fragt nicht stereotyp, wenn auch mit einem Stereotyp, hat den Ton, der darum weiß, dass noch ihre Elterngeneration litt. Kriegsgebiet. Für Künstlichkeit, ein Zuviel, gibt sie sich nicht her. Ihr schönes Leben, sie hat eines, was passiert, in ihrem Kopf? Dass man es nicht weiß. Nicht zufällig denk ich an Fruchtbarkeit des Nils. 

 

Reden am Tisch nebenan lauter, frequentierter, flacher, offenbar zunehmend befreiender. Steigert sich gnadenlos wie Zugrundeliegendes. Das Buch, das ich lese, landet mit Coverseite auf dunklem Parkettboden des Cafés. Speisekrumen, Fettiges. Beim Versuch, den Fall zu verhindern, wurde offen gelegt, auch für mich, wie viel Zittern in mir ist. Ksenia sieht sich um wie ein Raubtier, fasst eine Ecke des Raumes fest in ihren Blick. 

 

Dunkel-gefährlich Erotik, im Augen-Glühen. Was soll gefährlich sein? Das würde kommen. Fremde, ein Buch zu verhindern, Grüße im Forum zu entfernen. Was auf jeden zukommt. Im Alter, Erschöpfung, an was – auch zuletzt nicht klärbar – zu sterben. Doch fühlte man, woran man starb.