Als ich auf das Datum seh, 3 Jahre schon, dass mein Onkel Egon tot. Die Todesanzeige noch im Sichtkreis. Wie er, so dünn, mit seinem Vater aus dem Fenster sah, 1947. Kleine dünne Asiatin, die neu in jenem eher bürgerlichen Café bedient, sie hat Angst, Fluchtdrehungsgeschwindigkeit, ist dabei sehr freundlich. Aber ohne anzudocken. Ohne Tiefe; nicht dass sie sie nicht hätte. Blick in ein Café, in das ich nie geh, schwarze Höhle des Versackens. Egon, der einst das Unternehmen seines Vaters übernahm, dafür bestmöglich ausgebildet gewesen, versackte: im hochprozentigen Alkohol, im Tagesschlaf, in 80 Zigaretten pro Tag oder Nacht. Was war geschehn? Die Kinder, über lange Zeit wie in einer Flucht. Erinnerung an einen Gitarristen auf einer Bühne in der Universität Enschede (1990), als führte er pro Sekunde ein Dutzend Bewegungen aus, etwa so, auch und gerade dann, wenn auf der Bühne nichts passierte, um Getriebenheit zu entgehen, ohne, selbstredend, zu entgehen. Was für eine Verdeckung, für eine Einsamkeit: weder vorstellbar … noch erreichbar. Blumen, die aus ihrem Atem sprießen. Wolkenzacken, weich und frei. Der Himmel „nahm sich nie etwas davon an“, nahm nie an. Auf Balkon Rosen und Dornen, wie von Luft ausgeschnitten.