Ach, unsre leuchtenden Tage

Glänzen wie ewige Sterne,

Als Trost für künftige Klage

(Ludwig Jacobowski)

 

 

 

 

»Wird 'Sicherheit' angesprochen, wo es auch ist«, so Carl Lichthof, »fällt rasch die Formel: ›Es gibt keine Sicherheit.‹

Das ist ja richtig. Nicht richtig daran ist, dass die Formel alle Möglichkeiten und Tatsächlichkeiten sowie Bereitstellungen von Sicherheit zu negieren droht.

 

 

Es ist zugleich das Einfachste, zu sagen: ›Es gibt keine Sicherheit.‹

Schwieriger ist, bei Weitem ergiebiger, nicht nur Sicherheitsmöglichkeiten und Sicherheitstatsächlichkeiten festzustellen, sondern sie – hier innerhalb einer Beziehung – zu erschließen und zu erproben.

 

 

Daraus kann sich ergeben: Vertrauen.

Vertrauen, das sich bewährt.

Daraus ergibt sich: Schutz.

 

 

Schutz und erst recht nicht Vertrauen ergeben sich nicht daraus, vor der Wunde zu kapitulieren! Erst recht nicht in einer Beziehung, die ansonsten intakt ist. Es gab keinen Grund«, so Lichthof, »an meiner Vertrauens-würdigkeit zu zweifeln. Ich wüsste nicht, dass ich eine grundlegende Vereinbarung nicht eingehalten hätte.

 

 

Nicht nur meines Erachtens, es ist doch der gesamte Tenor in Psychologie und Psychotherapie, 'müsste' sie mal darüber hinauskommen. Das 'müsste' begründet sich darin, Leben und Liebe auch wirklich zu wagen.

 

 

Das tat sie vielfach.

Aber nicht im Zweifelsfall.

Und oft auch nicht in fragilen Situationen. In Situationen, in denen etwa die Berufslast und anderes zu viel wurden.  

 

 

Nach meiner Wahrnehmung neigte sie dann zur Klage.

Über die Gegenwart

und verlorene Vergangenheit.

Oder

pauschalierte.

Blendete aus.

Ließ eher Dampf ab.

Kann man tun.

Hat auch seine Berechtigung.

Bringt Erleichterung.

Nur eines vermisste ich nicht selten: Sie trat dann nicht ein

in die Beziehung.

 

 

Sie neigte eher dazu, an den jeweils neuralgischen Punkten herumzudenken und eine düstere Vision zu entwerfen.

Lässt man sich darauf ein, führt das vor allem zu Verwicklungen.

Zu Klärungen, die nicht wirklich welche sind.

Wahrhaft, ist mir vertraut!

Aber . . . . .

 

 

das Liebevolle, wirkliche Erleichterung ereignet sich dann

wenn mit demselben erst einmal eingetreten wird.

Wenn ein Vorschuss

gegeben wird.

 

 

Dazu bedarf es eines Schrittes, zu dem offenbar viele nicht fähig sind, ich öfter auch nicht: Kontrolle aufzugeben.

 

 

Abzulassen.

 

 

Diese Richtung zu nehmen.

 

 

Ja verdammt, es gibt keine Garantie für Sicherheit.

 

 

Aber es gab mich, einen komplexen Kosmos, der sich jedes Wort überlegte und in jedem Moment suchte, verbindlich und richtig zu sein.

 

 

Es gibt immer nur eine Zeit. Gegenwart.

Es kann 'alles überwunden werden', wenn zwei Menschen zusammen ins Leben gehen.

Es wäre mit Liebe in sie einzutreten. Diese Qualität spräche für sich selbst, würde erinnert, wäre der beste Schutz. Auch und gerade für die Beziehung.

 

 

Und ich, ich«, sagte Lichthof, »brauche ja ebenso Schutz und ebenso Vertrauen. Und konnte ja wieder sehen, wie 'irre' auch ich daran werde, wenn nichts mir mehr davon gegeben wird!

 

 

Wie schlecht wirkt das eigentlich, bis hinein in tiefere Schichten und noch tiefere Schichten, etwas umsichtig anzusprechen, und damit eine schlechte Erfahrung zu machen. Was hat das für Konsequenzen? 

 

 

Sagen – einschließlich Lösungen und Verzicht – führte zu 100-prozentigem Liebesentzug!

 

 

Und: Dies Mit-angehobener-Stimme-Reden. Um etwas zu retten. Wie sehr ich mich dabei hasse. Hatte mich vor Zeiten damit schon gehasst! War noch einmal darauf reingefallen.

 

 

Sie saß da, versteckt wie vor sich selbst.

Es tat mir so leid.

Sah mich nicht an.

Wirkte bedrückt und bedrückend – was genau tat sich in ihr?

 

 

Sprach nichts.

Mit jeder Sekunde, die weitertickte, nahm das Unheil zu.

Sie tat nichts.

Kein einziger konstruktiver Beitrag.

Keine Lösung, kein Lösungsversuch.

Nicht mal ein Versuch.

Nur Schweigen, wo Schweigen umbringt.

Auch kein Anruf, als ich gefahren war, ob ich überhaupt angekommen sei.

Auch in den nächsten Tagen nicht.

Und genau das mache ich nicht mehr mit.

 

 

Aber was nun: Die ganzen Potenziale sollen nun ersticken?

 

 

Vor dem sich öffnenden Projektionsraum?

 

 

In der inneren Stadt am darauffolgenden Tag fluchte ich laut vor mich hin, die ganze Zeit, ob da Menschen waren oder nicht, so außer mir war ich, als Hilflosigkeit, Trauer und Gefährdung in Wut umschlugen, mit Worten, die ich hier nicht anführen möchte.

 

 

In der Nacht, als ich in meiner Wohnung eingetroffen war, hatte ich sagenhafte Harmonieträume. Die offenbar nur möglich sind, wenn etwas zerschlagen wurde. Das Unbewusste ordnete sie kompensatorisch, vielmehr ausgleichend an. Und als ich wieder etwas in meiner Mitte war, nach 2 Tagen, etwas, kam die Erschöpfung, die Trauer, auch etwas Leichtigkeit, sogar Sehnsucht, vor allem Dumpfheit, als sei es nur ein böser Alptraum gewesen. Aber nein: Es war das, was ich in ihrer Gegenwart zu verhindern gesucht hatte. Gruselig.«