»Leid- und Marterinstrument ›Nachdenklichkeit‹. Ich muss in die Unmittelbarkeit hineinkommen, um nicht permanent stehen zu bleiben, in der Nachdenklichkeit, im Schmerz darüber, dass diese Beziehung nicht mehr ist. Und: auf diese Weise nicht mehr ist.

 

In diesen Tagen – an den Weihnachtstagen und danach – bin ich krank.

So sehr hatte ich die Beziehung und dich verinnerlicht.

 

Warum hast du mich so – undifferenziert – grausam behandelt?

 

Welches Verhältnis hast du zu dem Individuum, zu dem Menschen in mir?

 

Ich habe mich auch manchmal gefragt, welches Verhältnis du zu meinem Selbst-Verhältnis hast.

 

Ich finde, dass deine Radikalreaktion keine Chance für nur irgendeine Würde lässt.

 

Heilige Energien nahm ich dennoch wahr am Abend des 24. Dezembers. Ja, Weihnachten in der DDR, oft nur ›Das Fest‹ genannt. Aber ich habe ein besonderes Verhältnis zu dieser Zeit. An den Jahresendtagen habe ich von jeher eine andere kosmische Energie gespürt. Es wird dann heiliger, dunkler, zugleich heller. Spaziergänge am Wasser im letzten Dezemberdrittel haben mich manchmal an ein Tauen in eine andere Sphäre hinein erinnert. Ich hab dann immer bedauert, dass innerhalb der ersten Neujahrswoche die gesellschaftliche Normalität wieder alles verstellte. Ich hätte mich gern in dieser Zeit einmal mit dir getroffen.

 

So versuchte ich am Abend des 24. Dezembers in einer gewissen Unmittelbarkeit zu bleiben, aber manchmal, wenn es ins Ausatmen ging, schlug das Herz vor Schmerz aus seiner Bahn.

 

 

 

 

 

Wie fühltest du dich eigentlich in der Nacht und am nächsten Morgen, als du dich in dieser Weise getrennt hattest, mein für dich so liebevoll gekochtes Essen noch im Magen, unsere Zärtlichkeiten noch am Körper?  

 

 

 

 

 

Du hättest in diesen Tagen die Möglichkeit gehabt zu differenzieren.

 

 

 

 

 

Wir waren doch Menschen gewesen, die sich einmal besonders gut verständigen konnten und in die Mysterien tiefer Zärtlichkeit füreinander eingetaucht waren.