Gegenwartsgeschichtliches, Teil 3

Jahresende 2020

[Beginn 24. 12. 2020]

 

 

 

 

 

Sequenzen meiner persönlichen Zeit.

Was ich rausschmeißen kann, schmeiße ich raus.

 

 

 

In völliger Unmittelbarkeit Erleben

jenseits gesellschaftsüblicher Grenzen.

 

 

 

»Bin nun der beweglichste Fisch von allen«, hatte Carl gesagt, »der in mir möglich ist.

Und darf mich weiter wundern, wie tonnenschwer und unbeweglich – an was alles gekettet – Menschen ihre Existenz

unentwegt fortsetzen.

So wie einst ich. –

 

 

 

Schau sie ruhig an, die sogenannten Hirten der Welt, wie sie sich auf sie stützen und sich gleichzeitig hinter ihnen verstecken… Wovor? Vor dem Wunder? Vor der Offenbarung, die sie zu suchen vorgeben? Es fehlte nicht viel und sie legten auf dich an. Sie sind ja schon jetzt drauf und dran, es fehlt ihnen nur an Munition. Sie werden sich das Maul über dich zerreißen und das wird noch die geringste ihrer Fehlleistungen sein. Von ihnen erwarte dir nichts. Ihre Erwartung ist ein mit Viren gespickter Rachen, gerade groß genug, um dich zu verschlingen, sobald sie finden, die Gelegenheit sei günstig und ein weiteres Zuwarten brächte nichts.

(Ulrich Schödlbauer)

 

 

 

Nichts zu erwarten.

Von den Vereinnahmern schon gar nicht.

Aber vielleicht auch nicht von den Freunden.

Das soll nicht ihre Schuld sein.

Düstere Aussichten: Nichts bleibt und letztlich löst sich auch das Universum auf.

 

 

 

Der spirituelle Wunsch nach Heimat, in all diesen Wirren, war mehr als verständlich, aber es gab keine wirkliche Einlösung jenseits von dem, was sich im Einzelnen auch tat.  

 

 

 

So lange geliebkost alles, was sich als Wahrnehmung

 

manifestierte.

 

 

 

Mein Feinstbewusstsein weiter und

noch weiter ausgespürt.

 

 

 

All die nicht-erträglichen Abgründe, die in einem Leben entstanden; aber sieh doch, die jetzige Strahlung, das jetzt Gute hat deutlich Platz eingenommen, ist da. 

Lass das andre wegfallen, rechne nicht mehr an.

 

 

 

Baue nicht auf das Werk, auch wenn du nicht anders kannst (»ich baue das Werk, aber rechne nicht mit ihm«); gehe nicht drüber hinaus: das wendige, blitzgereinigte Fischlein, das du jetzt bist, ist alles, was es eigentlich gibt.

 

 

 

»Es gibt keine Anerkennung.

Es gibt keine Freunde.

Es gibt keine Beziehung.

Das alles ist ›Konstruktion‹«, sagte C., »auch dann, wenn es ganz gefühlt wird.

Wenn etwas davon wegbricht, siehst du deutlich, was es war.«

 

 

 

Mitlachen bei Volksworten wie »Heul doch«. Darin liegt ein großes Übel: Sie erkannten und erkennen die gesellschaftliche Ideologie dahinter nicht.

 

 

 

»Der Gottesidiot«, sagte er, »will es so.

Der Gottesidiot – will – es – so.

Das hatte ich mir dann immer gesagt«, sagte Marcel, »wenn mich etwas knebelte: Gottesidiot – will es so.«

 

 

 

»Der Grundfehler meiner Existenz war gewesen«, hatte Carl einmal angemerkt und ausgeführt, »mir zu viel gefallen gelassen zu haben.

In früher Zeit und später nicht hinterhergehakt zu haben: meine Existenz

nicht interaktiv behauptet zu haben

auf eine Weise, die vollkommen richtig gewesen wäre.«

 

 

 

»Auch das, bei allem Reichtum, lässt sich nicht zu Unrecht behaupten: Das Universum als Idiot an sich.«

 

 

 

»Wie lebendig und lang so ein Leben. Dann liegt der Mensch da wie ein totes Tier.«

 

 

 

»Weißt du, seit wann ich Ruhe hab, Kopf- und Körperruhe?« fragte Prof. Lichthof einmal in den Raum hinein.

»Äußerst vereinfacht gesagt, seitdem mir klar wurde: *Das ist die Welt*

UND

*Das ist meine Sprache*.

Das eine versteht das andere nur höchst begrenzt bis gar nicht.

Weil es anders nicht sein kann.

Ich habe Ruhe, seitdem sich in mir

nichts mehr erklären muss.«

 

 

 

Wie viel doch eine abgefederte Wohnung ausmacht.

Eine Wohnung, wo sich Wohlgefühl grenzenlos entfalten darf.

 

 

 

Die Verwandlung des Bruders im Traum in ein ganz weites, sensitives, überlegenes Hirn.

 

 

 

Sie hatte Furcht vor der inneren Ruhe dieses Menschen.

 

 

 

Wer wird sich kümmern um mein Geschriebenes, wie es hier, auf der Festplatte, reich vorliegt, wenn ich 'gegangen bin'.

 

Niemand.

 

Wer ist niemand?

 

Niemand.

 

 

 

So viel Ohnmacht seine eigentliche Dynamik verhinderte.

 

 

 

Mit ganz anders feinstofflich fließendem Bewusstsein

für Werden und Vergehen

hätte herangegangen werden sollen.

Ein anderes Gespür wäre nötig gewesen: für Manifestationen.

 

 

 

Die Befreiung: die Ablösung vom Werk.

 

 

 

Da, wo die letzte Freude aufblickt.

 

 

 

Meine wirklich natürliche Ruhe, da, wo ich

 

nichts machen muss.

 

 

 

Keine Enge mehr in der Sprache, kein Verhaftetsein in nur irgendetwas.

 

 

 

Alles ausgehebelt, freigeschaufelt, ins Sonnenlicht gelegt.

Luft daran gelassen.

 

 

 

Noch macht es eine gewisse Freude sterbend in die Welt zu blicken.

 

 

 

»Die Freiheit der Pornofickerinnen«, sagte sie einmal, »ist nicht zu verachten. Ist auch nicht: geringe Sexualität.«

 

 

 

Wie lange gebraucht wurde, um mit dem Instrument »Leben«

umgehen zu können.

 

 

 

Habe denjenigen abgekoppelt, der solange »ich« war, der das und das so und so interpretierte.

Ich interpretiere nun

ganz anders.

 

 

 

»Grenzgebiet des Tschüs.

Wichtig offenbar für mich«, sagte Carl, »die sprachlich erwiderte Grenze des beiderseitigen Sich-Tschüs-Sagens.

Weil so viel Unsicherheit, dass ein Code, direkte Erwiderung benötigt wird.

Ein ganz weiträumiger, in sich ruhender Mensch springt weder auf Unsicherheit noch auf einen Code an.«

 

 

 

Eiskalte Dezemberluft beim Spaziergang im Gesicht.

 

 

 

»Ich erinnere«, sagte Carl, »wie ich als früher Jugendlicher ganz genau diese Musik nachverfolgte und staunte.

Jede Nuance so genau wahrnahm.«

 

 

 

»Hingegen, was es dann war, ›Arbeitsstelle als Irrenhaus‹.

Definition ›Irrenhaus‹: Stetige Ausbeutung der Arbeitskraft und

das Im-Raum-Stehen eines ständigen Zuviels.

Dem dienlich, was bereits in Schule herangezüchtet wird: ein guter Geist, der sich nicht abgrenzen kann.

Gegenüber solchen Anforderungen sich nicht abgrenzt.

 

Die maximale Ausprägung dieses Prinzips ist das Arbeitslager.

 

 

Kategorie: Psychische Auswirkungen eines Auftrags.

 

Zu meinem Profil gehört es, nur noch Aufträge anzunehmen, die einen klaren Anfang und ein klares Ende haben.«

 

 

 

Wo ich selbst nicht liebevoll sein konnte.

Jetzt bin ich es.

 

Und auch: Wo du nicht liebevoll sein konntest.

 

Ich war gern auf diesem Planeten, bei wirklich liebevollem Umgang.