5.8.2019
Setzt sich einer dazu. Offenbar brauchst du im Frühstücksraum einen Tisch für dich allein. «Deutschland-geprägt« hin oder her. Es beeinträchtigt dein Freiegefühl. Kein Redebedürfnis.
Nochmals genauer besehen: Das häufige Sich-Ansehen bei Biodanza. Deine Blicke gehen tiefer –, nicht wahllos einer nach dem anderen, und es sind nur besondere Momente, in denen du sie teilen möchtest. Es widerstrebt dir, etwas Rituelles und Programmatisches daraus zu machen.
Auf der Straße: «Gefallsucht« und implizite Wünsche vieler Mädchen und Frauen. Oft, schon nur bei irgendeiner räumlichen Nähe, eine 'Stressaura'. Wird plötzlich zur Belastung, das nur irgendwie wahrnehmen zu müssen. Aber die Frage nicht weniger: Inwiefern erzeugst du selbst diese Stress-Ebene mit?
Viele haben offenbar viel Zeit zu verschwenden, ich nicht.
An die Nerven geht auch, dass nahezu jeder Dritte seine öffentliche Abwesenheit und Mentalität demonstriert an einem elektronischen Gerät.
«Am Wasser ist nicht im Wasser.«
Demenz: Wie traurig es wäre, wenn du deine persönlichen Sachen vergessen würdest.
Nochmal:
«Video-Performance: Künstler läuft rückwärts um einen Baum, 27 Minuten lang. Das machte er 437 Mal. Sinn: um seine Geschichte zu vergessen. Oder sie zu erinnern.«
steht für
Bewältigung, so weit sie möglich ist.
Wähle deine Form, dein Projekt.
Nochmal:
«Verpackungen für Eier mit Gold überzogen auf blankem Boden.
Symbolische und tatsächliche Aufwertung.«
Wenn Gedanken und Energien Menschen gegenüber bzw. überhaupt gnadenlos «schief werden«,
überziehe sie mit Gold heißt:
werte alles in dir, das Unverdaulichste, symbolisch und tatsächlich auf.
+
Atemaura
Großen Dank an die »Dienstleistungsgesellschaft«, die mich zugleich ankotzt.
Der Geruch deiner Socken nach einem solchen Tag.
Zu den dringlichsten Fragen gehört: Wie lassen sich Zwangsgedanken ändern?
und:
Wie lassen sich schöne weite Gefühlsfelder nicht durch Menschen und Internalisierungen stören?
Du kannst wo und so lange
bleiben wie du willst: Veränderung,
wenn du wieder in den Wohnort einziehst,
hängt davon ab.
Der Mensch kann in sich nur die Ganzheit abbilden,
die er in seinen äußeren Bezügen verwirklicht.
-
Horst E. Richter, Flüchten oder Standhalten
ist das so?
Ich glaubte selbst ich sei gebunden –
Doch plötzlich weiß ich mich befreit –
Jetzt bin ichs los! hab überwunden!
Und was mich gestern noch geschunden,
Scheint heut schon mild und wolkenweit.
[…]
Die Knospe platzt in göttlichem Schmerz –!
[…]
Dorthin wo Deines Himmels Liebe regnet
Und seine Sonne dunkles Leben segnet
-
Carl Zuckmayer
Mit sexuellen Handlungen Leere füllen . . . ist normal und gut . . . wenn's übertrieben wird, kann's abträglich sein. «Man« braucht es wie ein Essen bei Hunger, es hat Bedeutung und zugleich wenig, es berührt dich im Weiteren ganz anderes . . .
+
Ich habe mich wahrzunehmen als jemand, der – wie alle – in Anfängen voll in die Näpfchen der Historie trat.
Längst in anderm biographischen Zeitalter.
Einsamer nie als im August:
Erfüllungsstunde –, im Gelände
die roten und die goldenen Brände,
doch wo ist deiner Gärten Lust?
[…]
Wo alles sich durch Glück beweist
-
Gottfried Benn
Wie hoch habe ich es meinen Eltern anzurechnen, dass sie mich überallhin mitnahmen.
+
Kasse des Baumkronenpfades, ach ja, ganz vergessen, «Kasse«. Wenn man den Pfad innerhalb einer Stunde schaffe, könne man das Ticket für den «Barfußpfad« vergünstigt nachlösen. So wird man noch hier, der Absicht nach, unter Zeitdruck gestellt. So viele angenehm wirkende Menschen, doch welcher Idiot gibt den Ton an? Und: Was heißt eigentlich «Barfußpfad«? Barfuß im Wald gehen, was auch noch vermarktet wird.
Kaffee-Stand. Eine ausländische, sehr anmutige junge Frau dahinter. Beim Geldwiedergeben umschließt sie mit beiden Händen kurz streichelnd, sehr zart deine Hand, das war sehr schön.
Bei all den subjektiven Schätzen in Text und Bild, die du mitbringst, plötzlich . . . solche Leere. Wohl deswegen, all dies mit einem liebsten Menschen nicht geteilt zu haben.
Auf dem Pfad über Baumkronen dann von oben auf und in die Beelitzer Heilstätten sehen. Eine «Lungenheilanstalt«, zwischen 1900 und 1930 erbaut, längst verlassne Gebäude.
Einmal mehr war deine Vorstellung so viel größer als die Wirklichkeit. Beelitzer Heilstätten. Was hattest du denn erwartet? Offenbar brauchst du selbst Heilstätten nach eigener Ausgestaltung.
+
Ort Beelitz nicht in der Nähe. Ein einzelnes Häuschen da mit geöffnetem Fenster einem Krankenhaus vorgelagert. Darin sitzt eine Person an einem Schreibtisch, eine junge Frau. Du gehst über etwas Grün und Erde, da kein Weg auf dieser Seite vorhanden, und fragst sie nach einer Möglichkeit, in den Ort zu gelangen. Sie weiß nichts; ist aber so schüchtern und anständig, dass du deine ganze verruchte Ausgeweitetheit schamvoll an ihr spürst.
Bahnsteig zum Zug nach Berlin. Eine Bank mit Platz, wie du denkst, für zweieinhalb Personen. Erschöpft. Du fragst, ob du dich auch hinsetzen dürfest und sitzt fortan in der Mitte zwischen 2 Personen. Rechts neben dir eine Frau etwa gleichen Alters, fortan sind die Oberarme in Berührung. Du spürst ihren Blutkreislauf und atmest ihren Seifenkörpergeruch ein. Es ist, in dieser Stille, heilsam.
Im Zug ein Ensemble von vier freien Plätzen, sonst alles verstreut besetzt. Sie setzt sich gegenüber, und es ist leider nicht mehr dasselbe. Jetzt wäre man aufs Reden verwiesen. Aber du redest nicht.
Wie sehr mir dieser Lebensstil doch als 18-jähriger schon behagte. Traumartig-bewusster Taumel von einem Unbekannten ins andere. Zu den obersten Prinzipien gehörte, intensiv und konzentriert wahrzunehmen und weiterzuziehen.
Tauch in fremde Städte ein,
lauf in fremden Gassen;
höre fremde Menschen schrein,
trink aus fremden Tassen.
-
Kurt Tucholsky
Nicht mehr so oft – ja, die Zeit –, aber manchmal bodenlose Traurigkeit über das Ende mit Freundin aus zurückliegendem Jahr.
die Seele ihres Atmens
+
Geld eine solche Gewalt; man würde dich im Zweifelsfall eher umbringen, wenn du etwas genutzt hättest und dies nicht bezahlen könntest.
Vorm Reise-Zentrum in einer Schlange ein Mädchen steht, das sich immerzu bewegen muss.
sie werden dir nicht
weiter ins gesicht schlagen
sie werden deiner nicht
habhaft sein in den drei
monaten
[…]
endlich zu zweit schlafen
-
Norbert C. Kaser
«Alles« will gemacht sein. Die leicht gemachten sowie mühseligen Vorgänge an einem Erdentage. Lass sie alle fallen, werden oft nicht mal Traum.
es wird ein
ganz großer ausbruch
sein
-
Norbert C. Kaser
Plötzlich ein Gedanke, sagte er, wie ein Mauereinschlag. Einem Jungen fielen, wie so gesagt wird, die Augen raus. Ich musste mich hinsetzen. Hatte da wenigstens Glück, saß sozusagen in zweiter Reihe eines Bahnhofcafés. Konnte ein wenig sehen, wurde weniger gesehen. Dabei großzügiger, sogar ein wenig nobler Raum. In der Literatur werden solche Zustände nicht selten verrätselt. In der Psychologie zu absolut gesetzt. Und das, obwohl man es besser weiß. Im Landläufigen oft zu stark und einseitig bewertet. Tatsache war, sagte er, dass ich kaum mehr weiterkonnte. Ich setzte mich, wie gesagt, hin. Ich habe dann sehr aufzupassen. Sollte am besten gar nicht mehr handeln. Die Verunsicherung ist dann zu gewaltig und zu groß. Ich weiß dann manchmal nicht mehr, was ich im Moment zuvor gemacht hatte. Das kann irgendetwas anrichten. Nach all dem Leben, so würd ich es sehn, drängt etwas zur Zerstörung. Meist irgendwie auffangbar. Diesmal nicht. Oder ist es Faszination, tatsächlich zu erleben, wie es ist, totzugehen? Oder: Sucht es in dir nach neuen Zuständen? All das vor Zeiten schon festgestellt. Und nochmals neu erkannt. Ich bräuchte dann eine Schutzzelle. Einen Schutzbunker. Ich bräuchte dann einen Menschen, der mich nichts als liebt. Ja mehr noch, den auch ich etwas lieben kann.
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Es waren unendliche Hochrechnungen hierhin, bis zu diesem Zustand.
Dem Wahnsinn fehlt Humor, Liebe, Ver-Bindung zum andern. Von daher ist auch allzu rigide Pflichterfüllung Wahnsinn.
Anteile von totem Krater in Psyche. Leucht- und Lichtbewegungen wären darüber fließen zu lassen. Mir ist nicht danach.
Deformationen waren zu sehr durch die Bewusstseinsoberfläche gedrungen.
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Eine Freundin, sagte er, das heißt auch mit ihren Lungen, ihrem Atem, ihren Ausscheidungen in liebender Verbindung zu sein.
Im Großen Tiergarten Mann völlig nackt auf einer Decke. Als Einziger.
Plötzlich waren da unvorstellbare Konzentrate von Zerstörungen, sagte sie, die bei mir einschlugen.
Nollendorfplatz. Junge Frau mit islamischem Kopftuch auf einer Bank, guckt so sehnsuchtsweit.