Eine Schrift, die man vergaß, hervorholen. Dieser Moment des Eindrucks vom richtigen Zeitpunkt. Was da steht, scheint gewartet zu haben, als setzte es das Gespräch fort, an dem man innen gerade ist. In alles hinein die Nachricht, per E-Mail, sie habe sich verliebt und ziehe zu ihm. 8 Jahre ist es her, das Ende, das kein Ende nahm. Erste Reaktion: ich entzifferte keine Schrift mehr. Der Aufmerksamkeitspunkt sprang hin und her, ohne noch etwas anderes zu begreifen als die erhaltene Nachricht. Besitzansprüche, wie einer der kursierenden Verdachts-Momente lautet? Nein. Die Beziehung war abgebrochen, im Jahr 2006, man kann mir Schuld geben, die ich auf mich nahm. Verzweifelte Region. Lange Zeit. Sehr lang. Es war Unglück, für dich, für mich. Das alles klingt schrecklich kurz, verkürzt. Gelitten zu haben, an sich, wie es bald wurde. An der Mutter, so sehr, mit extremer Eskalationsstufe zuletzt. Am Kind, das, in dem Sinne, nicht zu entwickeln war. Ehemann im Raum, als sei er nicht da. Liebe, die alles eingab, jäh abbrach. Blüten, in und zwischen all dem. Doch was an Berührtwordensein, an vollem Leben gehabt? Menschen, als haben sie sich immerfort irgendwo anzustellen, wo es nichts gibt. Außer dem, was man sich selbst macht. Dabei ein so heller Mensch, oft in Moll, zur Begeisterung rasend fähig. „Stimmungsaufheller“, ich erinnere es, wie manches. Eindrücke, Erkennen, ineinander geschoben, das ein Leben nicht abzubilden vermag. Und jetzt, wie eine wesensfremde Stimme suggeriert, soll ich dir was nicht gönnen? Angst, in letzten Jahren, hatte ich, dass du veröden könntest. Auch, als ein langfristiges Ergebnis unserer Beziehung. Dass es nicht mehr aushaltbar, mit deiner Mutter. Der Konflikt, der uns als Konflikt ablöste, wenn er auch von vorneherein bestand. Ich wünsche dir Berührung. Ich wünsche dir Begehren, das sich in sich selbst entwickelt, empfangen wird. Ich wünsche dir eine leuchtende, konstante Größe als Du. Spannungsvoll und variabel beide, das ist die Aufgabe. Ich wünsche dir neue Texte. Ich wünsche dir Fülle. Durch Leben und Sprache zu erschließen. Etwas in mir blieb stehen, in Neustadt, als wir, am Ende, in entgegengesetzte Richtungen gehen mussten, jedenfalls gingen. An diesem Nachmittag. Deine Hand im Innern und alles, Wochen austragend. Parallel dazu war es Selbst-Entwicklung, bei allem Ausfall, was sonst? Seltsam oft, unter Menschen, gerade Glück dem andern in sich nicht zu gewähren. Was war dann Liebe? Ich fühle, wünschen zu können, einmal ganzes, lebbares Glück zu haben.