Eine junge Frau steht im Wasser, bewegt sich ab und zu ein wenig mit den Armen, und schaut offenbar viel herum. Sie macht einen ganz gesunden Eindruck, was nichts heißen muss, und ich entscheide mich für ein ‚Experiment‘: Ich sehe sie, von oben, aber doch in guter Nähe, einmal lückenlos an, und zwar sehr bei mir und mit meinem ganzen Vertrauen, einmal entscheide ich mich, was ich sonst ja nicht tue, den Blick zu suchen, ich will jetzt keinen weiteren Kontakt und bin einfach in einer besten Verfassung und lasse einmal nicht ab und ... sie sieht nicht hin ... als suchte ... und suchte sie Verheißungsvolles in der Nahumgebung und ... sie ... sieht ... ja ... nicht hin.
Nun kann ich mit dieser Erfahrung statistisch nichts erheben und die Begrenzung auf Deutschland besagt auch nur, dass ich hier und nicht anderswo existiere. Die junge Frau hat sich inzwischen „meilenweit“ entfernt. Ich sehe kurz, dass sie immer noch die Arme im Wasser ab und zu bewegt, während sie steht oder etwas geht, und viel herumschaut. Dann vergesse ich sie, und als ich den Blick wieder leicht hebe, spüre ich, dass sie wieder in der Nähe ist und mein Gesicht sehr warm durchdringt. Aber ich spüre auch, ich darf sie jetzt nicht anschauen. Ich muss so tun, als sähe ich sie nicht, jedenfalls scheint es darum zu gehen, auch wenn sie anderes ahnt, diesen Eindruck für sich selbst aufrechtzuerhalten. Ich darf genießen, wenn ich möchte, angeschaut zu werden. Und tue es. Als sei es gefürchtet, sich als einander unbekannte Menschen einmal anzusehen. Sicher, es gibt den Typus Mann, der jetzt runtergeht, von dieser Art Tribüne, und sie anspricht, aber warum ich, warum nicht mal sie, überdies ist es nicht die Art Kontakt, die ich möchte und vielleicht auch nicht die Art von Kontakt, die sie möchte. Dann sehe ich, weil mein Kopf beim Schreiben sich ab und zu hebt, dass sie sich wieder entfernt. Dann, auf einmal, dreht sie sich um, und in einiger Sicherheit des Abstands sieht sie mich an, jetzt sieht sie mich voll an, und ich spüre die ganze Kraft ihrer Wahrnehmung, ich bin beeindruckt, man hätte es kaum geglaubt, sie ist ein wunderbares Tier, ein Adler oder so etwas, aber sieht mich doch so an, als sei es nicht eindeutig, das macht dieser ganz genaue Grad der räumlichen Distanz, als sei es nicht eindeutig, ob sie die Sonne ansehe oder in meine Augen. Bei mir das Gleiche. So haben wir uns lange, ganz durchdringend und sehr wärmend in die Augen gesehen, ohne dass es augenscheinlich stattfand.