... schaue mir nun erweitert „alles“ in der Wohnstadt, heißt gewissem Radius, an, so entdeckte ich heute Morgen im Stadtpark einen „Blauglockenbaum“ und würdigte einmal nur seine Existenz auf Erden

Als ich mich setzte, war über den Rand der Bankrückenlehne eine Kappe gegen Sonne und Regen gezogen, so – im ersten Moment – als lebte die Bank

Das war der Traum: Nach dem Tod in eine Welt zu kommen, in eine Sphäre, in der alles beseelt

 

Am Eingang stand eine Gestalt, sehr sanft, und doch von einer hintergründigen Entschiedenheit, die mich nicht einfach weiter auf sie zugehen ließ. So drehte ich mich zur Seite und sah auf das Kopernikus-Gymnasium, aus dem gerade viele Schüler austraten. Obgleich ich wenig Grund habe, meiner Schulzeit solche Gefühle entgegenzubringen, die unvermeidliche Sehnsucht. In dem Moment wusste ich, dass ich mit dieser ‚Gestalt‘, von der ich mich abgewendet hatte, ein ganzes Jahr in diese Schule gegangen war. Ich staunte noch einmal über die Mischung von Vertrautheit, die mit einem Schlag erschienen war, und Fremdheit, die jetzt ist. Ich war nicht unbereit, als ich den Weg fortsetzte, denjenigen meinem Erkennen auszusetzen. Doch er hatte nur etwas das Gesicht zur Seite geneigt, unendlich milde, sodass eine Begegnung ohne Willkür nicht mehr möglich war.

Kein Türhüter, kein arger Richter, ein milder, anschauender Mensch schon damals, R. G.

Ich nenne die Namen, wenigstens im Innern, in der Art, in der Tradition einer Namenstheologie. Der Name hat, um es so schlicht wie grundlegend zu sagen, Bedeutung.

Es gab einen sehr heiklen Punkt zwischen uns. Zunächst hatten wir ein dreiviertel Jahr derart regelmäßig, ausgiebig Lokale aufgesucht, im Zeichen des Dionysos und der freien philosophischen Rede, dass es mich fast die Schule gekostet hätte. Aus anderen Gründen wechselte ich dann. Das Heikle war, dass ich in einem entscheidenden Punkt mich nicht zur Wahrheit bekannt hatte. Ich hatte nicht gelogen, aber auch nicht thematisiert (heute werte ich das als unglatte Lüge), was ihn sehr erleichtert hätte und mir in dieser Zeit weiterhin zu weh tat. Ohne Konkretion bleibt das alles unverständlich, vielleicht nicht ganz.

Meine übergeordnete Schlussfolgerung heute kann nur lauten, es „bringt nichts“, ist nicht ‚authentisch‘, ist nicht weiterbringend, wenn Entscheidendes ausgespart wird. So habe ich leider nur eine bacchantische Zeit in Erinnerung, in der eher drum herum geredet wurde, und zwar von mir – dies das Schmerzliche –, von Ansätzen echter Funde, die sich aber nicht wirklich durchsetzen konnten, abgesehen.

 

Als ich den Eingang passiert hatte und allein in der Kabine stand, hörte ich mit dem Rücken zur Tür, dass jemand eintrat. Entgegen sonstigem selbstgewähltem Verhalten drehte ich mich rasch um und sah erwartungsvoll auf den Eingetretenen – mit einem Blick, der alles im Nachhinein sagte.