Ich halt das nicht mehr aus. Und wenn ich es aushalte, erreicht das weitere Stufen schlechter Wirkung. Auch wenn das dehnbar erscheint, und bis zu einem gewissen Grad auch dehnbar ist, die Anzahl der „Stufen“ ist begrenzt.

 

... habe kaum anderes als Varianten festzustellen, in denen mein Wesen verfälscht.

Es knickt einfach um in entdifferenzierten Ramsch. Als würde ein schlecht riechendes Knäuel ins Hirn gestempelt.

Sommer-umwoben treffen die beiden im Café ein. Ein Aufbruch umgibt sie, der noch anhält. So traf ich auch einst ein. Hat auch mit Jugend zu tun. – Und weiß ja, es hält ggf. nicht an. Immerhin ereignet es sich. Und: meine Art von Aufbruch hält nun an.

Im ersten Gewahrwerden solche Verdunkelung. Augenblicklich vorhandene Frische nimmt, wovon sich für die vor sich liegende Zeitspanne nicht – oder erst nach längerer Zeit – erholt werden kann.

 

Der Verdacht, dass sich das Wesen auch nicht halten will?

Aber: Es scheint doch nicht selten auf.

Aber es bleibt nur äußerst kurz.

Geht ein Eindruck länger, kann es vorkommen, ist es, als bisse dieses Harmloseste und Schönste plötzlich grausam zu.

 

Will es nicht gesehen werden?

Will es nicht wirklich in Kontakt geraten?

Verändert es sich – so oder so – im Kontakt sofort?

Manchmal bleibt es doch etwas länger.

Es geht, dass es sich verbindet und

zugleich in reiner Weise sich bleibt.

 

Das Wesen in sich erscheint anspruchsvoll.

Es darf nicht bezeichnet und nicht beurteilt werden.

„Nichts wäre schlimmer“, es als „anspruchsvoll“ zu bezeichnen, das alles trifft es nicht.

Vermutlich hatte Mutter einst recht, es ist nicht so einfach ..

Im Grunde kann das Wesen auch nicht getroffen werden.

Dafür ist es zu schnell. Und zu rein.

Das Wesen als Dauerzustand ist mir wenig denkbar. Es bleibt ein Traum, es bleibt was?

 

  

Wesen und Urteil

 

 

Verlange nichts von irgendwem,

laß jedermann sein Wesen,

du bist von irgendwelcher Fem

zum Richter nicht erlesen.

(Christian Morgenstern)

 

So viele Menschen um sich herum, bei denen sich denken ließe, sie seien ihr entfaltetes Wesen.

Sind sie es?

Zustände in ihrem Gesicht ablesbar, als sie – wer in ihr? – das Gegen-Wesen erblickte.

 

Yasmin, wie ihr Wesen durch ihre Brust auf mich zuläuft. Sie spielen ein wenig miteinander, die beiden Wesen, im jeweiligen Zentrum. 

 

*

 

Ricardas Grundzustand – falls es so etwas gibt – erkenne ich, ich meine nur diesen Zustand, unter vielen heraus.

Ihr Wesen erinnert an eine seltene Tierart.

 

Die Geschlechter werden dann zueinander freundlich sein, wenn feststeht, dass der Jeweilige frei von Missbrauch.

Ich erinnere einen jungen Mann in der Türkei, der mich auf einer Strandtoilette abgelöst hatte und mir mit leuchtenden Augen das Portemonnaie, das ich dort vergessen hatte, hinterhertrug. Ich hatte ihn, als er hinter mir herlief, erst gar nicht hören wollen, so unfreundlich war ich gewesen. Es war viel Bargeld und alles Mögliche drin. Du bist ein Engel, sagte ich.

 

Das Wesen, wenn es angesehen wird, selbst wenn es auf die wohlwollendste Weise angesehen wird, gebärdet sich, als sei es erwischt worden. Das macht niemandem eine Freude. Wie eine Bombe kann es dann hochgehen, leise, und es verwischt sich jede Spur.

 

Das Wesen kann auch ansehen. Aber zumeist nur ungestört. Der andere muss so tun, als würde er es nicht merken. Es ist ein Augenaufschlag des Himmels.

 

Die 15-jährige, die so femininen Eindruck erzeugt, wie lüstern und herzhaft sie Fleisch isst.

In dieser Weise wird sie auch dem kräftigen geschlechtlichen Fleischgenuss – qua Selektion – den Vorrang einräumen gegenüber allem andern.

 

*

 

Zwei junge Frauen schwelgend über einen Jägermeister-Rausch reden. Immer mehr Speichel gerät auf ihre Lippen.

 

In der Wohnstadt – eine Stelle für Zärtlichkeitstausch. 

 

*

 

Alle Fehler entstanden dadurch, dass das Wesen gerade nicht erschien.

 

Doch gerade das Wesen ist – jenseits von Schuld. 

 

Wie leicht es sich einebnen lässt, das Flugwesen, ohne darin enthalten zu sein.