Erinnerung daran, als kleines Kind mit zu Verwandten gekommen zu sein in einem winzigen Dorf. Ich wurde früh schlafen gelegt und ich bemerkte die Stille in dem Zimmer, in dem ein Bett für mich gerichtet war, eine Stille, die mich sehr irritierte, gar einen panikartigen Fluchtversuch auslöste. Denn diese Stille, das war mir sofort klar, bedeutete auf unabsehbare Stunden das Ende aller Kinderspiele. Zugleich hatte ich aber auch bemerkt, dass in dieser Stille wie mit einem Schlag etwas Heilsames lag. In der Nacht schlief ich sonderbar tief. Und erwachte mit einer Leere – einem Entleertsein, das ich so nicht gekannt hatte. Es wirkte auf mich so, als gäbe es kein anderes Leben mehr auf diesem Planeten. Und schien einen Zugang zum Universum herzustellen. Es war Sonntag.
Ich öffnete das Fenster und eine herrlich frische Luft trat ein.
Eine weitere Ewigkeit verstrich. Bis ich Geräusche im Haus wahrnahm. Ich wusste, dass ich irgendwann zum Frühstück gerufen werden würde. Es schien sich ewig zu ziehen, Stimmen kamen hinzu, in dem mehrstöckigen Haus stand einer nach dem andern auf. Ich konnte es den Schritten auf der Holztreppe und den Lagen der Zimmer nach sogar zuordnen, wer nach und nach in die interne Öffentlichkeit des Hauses eintrat. Die Bestätigung dafür fand ich in der jeweiligen Stimme.
Als ich nach dem Gewecktwordensein aus dem Zimmer trat, wurde ich sehr freundlich begrüßt. Ich war einfach Ralf und etwas unbedingt Gutes.
Am langen Frühstückstisch gab es Weißbrot mit Marmelade und Kaffee und sogar schon Fleischwurst, frisch vom Metzger.
Alle machten, mit Ausnahme der Frau des Hauses und denjenigen, die dableiben wollten, einen Spaziergang.
Als wir nach langen Wegen durch das Feld uns dem Haus wieder näherten, hingen die Plumeaus und Kopfkissen über die Schwelle des offenstehenden Fensters hinaus im Freien. Ich empfand einen Frieden, der mir unantastbar erschien.