»In den richtigen Momenten nicht zugestochen.

In den richtigen Momenten nicht gelebt.

In den richtigen Momenten es nicht gewagt.«

 

 

 

»Heute«, so Lichthof, »hab ich, nach so Langem, harmonische Songs meiner Jugend aufgelegt, weil ich befürchtete, in etwas unterzugehen.«

 

 

 

»Als gäbe es dieses Katapult, mit dem das Innere schlagartig

 

in einer anderen Region landet.«

 

 

 

»Extreme offenbar von vornherein bevorzugt. Scharfen Chili und . . . und . . . dann waren es eben auch solche Wunden! Solche Musik, solche Reisen. Solches An-die-Grenze-Gehen, solches Lieben.«

 

 

 

*

 

 

 

»Ihr Lebensatem war anziehend.«

 

 

 

»Musik in der Jugend, mit solcher Aggression, warum?

Ich denke: die Musik spiegelte etwas von der großen Aufregung –, die ankommt, wenn man gerad' in die Welt reinkommt . . ., und beruhigte zugleich dadurch, dass Derartiges spiegelbar ist.«

 

 

 

»Wirklich den Stopp setzen zu können.«

 

 

 

'Nur' eins zum andern in einem Kopf.

Körperwärme nur sorgt für echten fühlbaren Frieden.

 

 

 

»Normalität beim ›Schönen Tag‹-Wünschen langweilig«, sagte Carl. »Welche Erregung: zwischen Scham und Potenzial. Bedeutung aus Fruchtwasser und Verzerrung.«

 

 

 

»Wenn man für ganze Momente nicht vom andern ablassen konnte«, sagte er, »gegen den Willen eines Menschen, dann wird es problematisch. Schales, 'verwerfliches' Gefühl von Mechanik. Angespanntheit, Druck, Gewissen – in der Erinnerung.«

 

 

 

*

 

 

 

»In der Nacht wusste ich ab gewissem Müdigkeitsgrad gar nicht mehr was ich machte, es ging nur um irgendeinen Kontakt noch.«

 

 

 

»Berufsunfähigkeitsversicherung. Was muss geschehen, um nicht mehr arbeitsfähig zu sein?

Erblindung.

Keine Möglichkeit mehr zu lesen.

Keine Möglichkeit mehr zu sitzen.«

 

 

 

Wie (schnell) Momente vergehen.

In jedem Moment hätte ich gern noch so viel entfaltet.

Darin liegt ein Defizit.

 

 

 

Dass wirklich alles

gehen wird

und dann gegangen ist.

Darin findet sich meine Melancholie.

 

 

 

Das buddhistische Lachen im Freisein.

 

 

 

»Sinn unbewusster Selbst-Zerstörungsmechanismen?

Ruhe zu haben.«

 

 

 

Unbekannte, überquellende Augen, die intime Verständigung suchten.

 

 

 

*

 

 

 

Schneewehen am Morgen.

Reinigendes.

Steht für: alles zieht weiter.

 

 

 

Montagmorgen

Stille

 

 

 

Dieses Geräusch, wenn ein einzelner Mensch durch den Schnee geht.

 

 

 

Vom Glück, Bewegendes gemeinsam empfinden zu dürfen.

Wechselseitig schöpferisch zu sein.

 

 

 

Schneewehen und die Vorstellung von einem Engel

 

 

 

Schneewindwirbel

 

 

 

*

 

 

 

Jeder Eintrag eine Friedensleistung. Auch dann, wenn der Gehalt nicht friedlich ist.

 

 

 

Barfuß gegangen im tiefen Schnee auf der Terrasse.

 

 

 

Leuchtendes Letztlicht des Tages.

Als spiegelte Sonne im Schnee sich selbst.

Tanzendes Licht.

Lichtvorkommen im Universum.

Ich hätte all das ganz

erleben wollen.

 

 

 

*

 

 

 

»Mit 50«, sagte Carl, »noch einmal eine Stunde im Radio Songs für Teenager gehört.«

 

 

 

»Manchmal erscheint es mir als Wunder: Was zwei Menschen alles eingehen, um miteinander zu sein.« 

 

 

 

 

Leben als unabhängige Variabilität 

 

 

 

 

»Ärger wahrgenommen. Wurde auch wahrgenommen, wie viel Liebe im inneren Raum war?«

 

 

 

»Einzelne Spaziergängerin. Was war – in ihrem Gruß?«

 

 

 

Schaffte es kaum, aber holte jemand doch schließlich ein und sagte, »Hör mal, das ist doch wirklich scheiße . . . Lass uns doch . . .« Wurde zum Gespräch zweier Gewissen; leise Stimmen, die sich ganz anders verständigen

konnten.

 

 

 

*

 

 

 

Ärger wie Steckschuss, Schwarz, solche Ausblendung.

 

 

 

Durch Aktivierung guter Geister

ließe sich dies so leicht beheben.

Anlass war situativ *lediglich* fehlende Bewusstwerdung. Kein böser Wille.

 

 

 

Rodel-Hügel. Leben

hallte herüber

in Gestalt kindlicher jugendlicher Freude.

Ein Jahr, in dieser Corona-Zeit, nicht vernommen.

 

 

 

Schneewinter. Sonne.

Ein Vogel-Ruf schon so sehr

in Frühling durchbricht.

 

 

 

Erinnerung daran, dass ein Spaziergang 'zu lang wurde', am Ende sich nur noch nach Hause geschleppt wurde.

 

 

 

»Aufgebrachte, krasse Träume. So das Gesicht im fortgeschrittenen Verwesungszustand. Wie wunderbar, nach diesem Bild ihren warmen, atmenden Körper zu fühlen. Ihre Identität, ihre Art, ihr Bewusstsein erwarten zu dürfen.«             

 

 

 

Schneewoche. Kein Internet; keinen Wagen angerührt.

Ruhe, Naturfriede.

Anderes Leben dadurch. 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Nach 12 Stunden Schlaf und dieser Weise im Bett zu sein: wie anders klar und angenehm leer die Wahrnehmung.«

 

 

 

Alte Frau und ihr JETZT verstorbener Partner, mit dem sie vier Fünftel ihres Lebens zusammen gewesen war. Sitzt da und sieht nach draußen.

 

 

 

»Blendungsstücke produziert wurden, als ich auf diesen Ort frontal zuging.«

 

 

 

Kanal. Eisstücke liegen im Wasser, die in der Sonne kristallartig glitzern.

 

 

 

Ein Frachter liegt in naher Ferne. In den Tag – den Kanal lang – lässt sich weit sehen.

 

 

 

Eine mehrgliedrige Traurigkeit stellt sich ein: über das Ende der Zeit, damit einhergehendes Verhalten.

 

 

 

Kohlschwarzer Weg und so weißer Schnee.

 

 

 

Auf dem Kanalwasser, als seien es zerschlagene Glastüren, unabsehbar, tausende Stücke. Stetig treiben sie dahin so langsam, und es ist mir, als fließe schwere Last der Seele ab. Zugleich beruhigt das träge Fließen mit manchmal glucksenden Lauten.

 

 

 

Intakte Spiegelung, Auffächerung einer Emotion.

 

 

 

Fahler werdender Schnee.

Der Sonnenuntergang taucht so manches jenseits davon warm ein.

Ausgedörrtes mannshohes Gras mit einer Auswölbung am Ende erscheint, so abendrot angeleuchtet, wie lebendes Wesen.

 

 

 

Auf der Brücke warten auf einen Frachter, der sich der Brücke nähert. Ebenso klirrend wie sanft wird das Eis im Wasser beiseitegeschoben. Solches Gleichmaß.

 

 

 

Ein Gleichmaß auch der Kanal selbst in dem Sinn, dass er überhaupt und in dieser Weise da ist. Gehen erhöht und sehen zuweilen auf weite, nur von der Luft berührte Schneefelder.

 

 

 

Frachter beobachten, wie sie ankommen und vorbeiziehen, gehörte zu den sehnsuchtsvollen Momenten in der Kindheit.

 

 

 

Die kalte Luft in den Lungen tut gut.

 

 

 

 

Ich liebe diese Stunde, die anders ist, kommt und geht.

Nein, nicht die Stunde, diesen Augenblick liebe ich, der so still ist. Diesen Anfangs-Augenblick, diese Initiale der Stille, diesen ersten Stern, diesen Anfang.

(Rilke)