Wenn das eigene Verhalten zu verarbeiten ist, nicht integrierfähig erscheint.

 

 

 

Doch 'gut', dass dies zur Bearbeitung nun erschien. –

 

 

 

»Heute«, sagte Marcel, »ist der 15.2.2021. Was sagt mir das? Es sagt mir, dass ich an diesem Tag alles tue, um schöpferisch zu existieren, überhaupt zu leben. Jeder einzelne Tag ein eigenständiges Universum im Universum.«

 

 

 

»Wenn ein Mensch mit seiner Sinnlichkeit nicht mehr weiß. Wohin. Sich der Überwältigungsgewalt

nicht mehr entziehen kann.«

 

 

 

*

 

 

 

Es ging ganz tief, so, wie es von Stimme und Zustand nicht ausgedrückt werden kann.

 

 

 

»Warum soll ich das alles von ihr noch unterstützen«, dachte Lichthof, »wenn ich ihr nicht mal dafür gut bin.«

 

 

 

Wie alt ist die Gegenwart? Sehr alt. Wenn bedacht wird, was sich in ihr realisiert. Allein schon Konfiguration zwischen Mann und Frau.

 

 

 

Wie aufregend ein verliebter Mensch.

Zwei einander unbekannte Wesen.

 

 

 

Der tote Schädel im Gras. Nun fließt alles raus. Wird gezeigt, was ein dreiviertel Leben versucht wurde, zurückzuhalten.

 

 

 

*

 

 

 

Winterkälte am Körper

in den warmen Raum hineingetragen.

 

 

 

Gezeigte Ausweichbewegung. Was bewirkte sie zwischen den beiden?

 

 

 

»Gar keine Verbindung zu ihr in jener Zeit«, sagte Marcel, »sie aber so warm an mich herangeholt, hineingeholt, als habe ich eine gewisse Beziehung zu ihr.«

 

 

 

»Alles noch einmal umpflügen«, sagte sie, »um zu sehen, ob die Koordinaten auch wirklich stimmen.«

 

 

 

»Es war so bewusst, es waren doch so volle Momente zwischen uns, es durfte doch nicht tot sein.«

 

 

 

»Ja«, sagte Lichthof, »wir haben zunächst einmal alles getan, alles wirklich Nötige dazu bedacht und besprochen. Dennoch bleibt abzuwarten, wie es im Weiteren verläuft: welchen Weg die Wunde geht.«

 

 

 

*

 

 

 

»Noch spreche ich, bevor ich dann zur 'Eisblume' oder zu einem Frühlingshügel werde. Zu einem Stückchen davon.«

 

 

 

Ging in den Laden mit Verkäuferinnen, welche fühlbar passendste Identität hatten.

 

 

 

Stand an der Ampel wie ein Aussichtsturm, so hoch gewachsen, geistig; so entwachsen einstigen Quellen, so anders doch noch da.

 

 

 

»Alle Fehler, die ich machte«, sagte Carl, »wurden mir zu Katalysatoren von Entwicklung?«

 

 

 

*

 

 

 

»Was ich auch sage, es kreist um jenes 'Ding', das manche zu haben meinen, aber nicht da ist. Vieles dabei, das so anregend und langfristig doch: gewisser Kreis-Lauf.«

 

 

 

»In einem Laden fiel sie mir auf, was nicht verwundert«, sagte Marcel, »wegen des grellleuchtendroten Haars. 16 Jahre schätzte ich sie. Ihr Gesicht so blass verschwommen. Und dieser Wunsch, beachtet zu werden, attraktiv zu sein, was mit dem Ausdruck ihres Gesichtes nicht so recht übereinstimmte, denn dort

war ebenso viel Jugend wie Qual.«

 

 

 

»Eine Todesnachricht, ein Tod. So gar nicht von mir gefühlt. Nicht mal Bedenklichkeit, obgleich das Wort kam. Umso mehr Grund, das jeweilige eigene Leben für sich auszufühlen.

Ich kannte den Mann schon lang, hatte ihn kaum je gesehen, aber existierte irgendwo an der Peripherie der Wahrnehmung als eine Art Todeskrankheit im Leben. Nun gibt es da zwei Arten: diejenigen, die mich interessieren, und diejenigen, die mich leider nicht interessieren.

Zu einem anderen Abschluss finde ich in diesen Momenten nicht.«

 

 

 

Wandelt daher. Noch immer kann es vorkommen, äußerst selten, dass er zärtlich, mit gestrigem Begehren an sie denkt: »Wie nah bin ich ihr einst eigentlich gekommen? 'Nichts als' Bewusstheitsdefizite.«

 

 

 

*

 

 

 

Wunsch nach Schneeflocken

 

 

 

Als Kind: Im Wald tief im Schnee gegangen.

 

 

 

Ast mit Schnee über dem Kopf zusammenfiel.

 

 

 

Als ein anderer Kosmos hinzukam.

Beide aus tiefen Gründen.

Sich selbst übersetzt, im Gespräch.

Danach wieder allein.

Dunkel gewordner Raum.

Tief aufgeschürft, tief ausgefüllt.

Was für Geister nun hervortraten.

Gedanken waren Hände gewesen, wofür?

Blut der Subjektivität, das allmählich wieder in

Beruhigung tropfte.

 

 

 

Was alles gefühlt wurde im Gespräch, was alles taub blieb, obwohl es gefühlt werden wollte.

 

 

 

»Das Leben erschien mir im Bild des Trichters«, sagte Lichthof einmal, »in solch dunkle Winkel führte es.

 

Aber auch wieder heraus.«

 

 

 

Erinnerung an einen Ort, bei dem ich sofort fühlte: Ich bin angekommen, alles darf sein und

schweigen.

 

 

 

»Was für eine verdorbne, vergiftete Hülle dieser Mensch ist«, dachte er, »trat ganz anderes Wesen aus ihm heraus.«

 

 

 

Einzigkeit des Daseins. Einzigkeit der Gründe. Einzige Stern-Konstellation, so: du, ich. Körper des Unbewussten. Geschöpft – aus Subjektivität.

 

 

 

*

 

 

 

»Seine Nebenweltgeräuschkulisse, innere, ist so gewaltig wuchernd geworden«, sagte Marcel, »dass ich nicht mehr sehen kann, dass er jemand anderen als sich selbst wahrnehmen möchte.«

 

 

 

Tod. Wie viel und: welches Leben eines Menschen ermessen werden kann.

 

 

 

Konnte gar nicht viel dafür; in was für einem kranken Gerüst von Dasein er sich früh befunden hatte.

 

 

 

»Mitte des Lebens?

 

Abschüssiges.«

 

 

 

»Will nur noch alles in den Schlaf hineinnehmen, sonst nichts.

 

'Schlafes Bruder'.«

 

 

 

»Immer wieder mischt sich Mechanik in die Bewusstheit, weil das Universum mechanisch ist.

 

Auch spirituell lässt es sich nicht wegreden.«

 

 

 

»Dass mein Atmen Verbindung eingeht mit dem, was ›Luft‹ eigentlich bedeutet, glitzernd froh gerade Richtung Frühling.«

 

 

 

»Den Moment feiern, in dem etwas nicht hoch gegangen, nicht tot gegangen ist.«

 

 

 

Das innere Märchenartige hinsichtlich Schnee war der Wunsch, Welt und Wahrnehmung würden gereinigt, neu erwachen.

 

 

 

 

Im Schnee

die Frau geht

hält auf dem Rücken

umkrampft mit falschem Griff

ganz heimlich

abgebrochene Zweige mit Knospen

noch von Nacht verdeckt

[…]

Die Stille mit soviel Wunden getränkt

Religion der schon ausgefahrenen Beter

lebt noch vom Martyrium

immer neu wie Frühling –

(Nelly Sachs)