und es geht eine Frau nah an uns vorbei, die vermittelt uns die Illusion, nicht genügend gelebt zu haben.

 

 

 

Gönnil, sagte er, im Mai 2001 lernte ich sie mit zwei andern kurz kennen. Sie erschien so leuchtend, war so zugewandt. Im Juni 2001 fragte ich nach ihr und erhielt mitgeteilt, «sie ist tot«.

 

 

 

Todesarten im Leben:

 

 

Ja die Großaufgabe ist, sagte sie, die Psyche als Gegenspieler. Etwa: Du trittst in eine unruhige sowie beunruhigende Menge ein, im gleichen Moment bricht deine prekärste Wunde auf so, dass sich nichts mehr halten lässt. Und gehst nun wie?

 

 

Double Bind. Einerseits sagte sie verbindlichst-glaubwürdig: Du kannst mit allem zu mir kommen. Andererseits: Kollaborationen mit «Werten«, bei denen nichts anderes mehr willkommen war als diese und du das Nach-Sehen hattest. Den angeblich (angebenden)

 

 

verbindlich annehmenden Menschen zu erleben als Vertreter kollektiver Werte, der im Zweifelsfall gegen dich vorging.

 

 

 

 

Das Trauma stößt aus Gesetzmäßigkeiten heraus, die dem Leben inhärent.

Das wurde oft zum Vorwurf an die Person.

 

 

Das Unverdrängte, plötzlich stand es zusätzlich verzerrt gespiegelt

 

jemand als künstliches Lächeln im Gesicht

 

in Wirklichkeit ein kurzer Todesmoment im Leben.

 

 

 

 

Die Sonnenblumen leuchten am Zaun,

Still sitzen Kranke im Sonnenschein.

[…]

Vom Hof tönt sanft die Geige her.

[…]

Weit offen die Totenkammern sind

Und schön bemalt vom Sonnenschein.

-

Georg Trakl

Hier ist wohl die Rede von all-umfassendem Hingabewunsch.

Transformations-Wunsch.

 

 

Es trieb die Psyche mit allem, was in ihr dafür brauchbar, in den eignen Tod. In die Todeslebenserfahrung.

 

 

Verlust eines geschätzten Menschen. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll, sagte sie, ich habe keine Haltung dazu, nur: dass es in mir wegsackt, aber dies gleich vom Leben wieder umschlossen wird. Ja was der Tod eigentlich ist, wissen wir nicht.