Mir bringt das wirklich nichts, sagte sie, dieses süßliche Herumstrahlen im Kreis. Sicher, so sollte es nicht sein, und immer mal wieder ist es auch nicht das. Meine echten Gefühle – jedenfalls einige davon – waren von der Art, dass sie nicht wirklich willkommen waren. Beziehungsweise programmatisch das Konzept: Umformung in Kohärenz. Es liegt in der Natur der Lebewesen. Aber nicht genügend Raum dafür gespürt, wie es in mir vorliegt. In-group-Verhalten, Ressentiments, hemmungsloses Bevorzugen waren auch da kräftig vorhanden.

 

 

Er hat das Gefühl, daß seine Romanfigur geisterhaft und ihre innere Welt nicht darstellbar ist.

[…]

»Der Selbstmord«, schreibt er, »rührt vielleicht aus der Erkenntnis einer großen Lüge; die Erkenntnis einer großen Wahrheit spornt eher zum Fortsetzen des Lebens an.« Wenngleich die große Lüge und die große Wahrheit nur zwei Seiten ein und derselben Sache sind, denkt er später.

-

Imre Kertész

 

 

Das Wort «Augenkrebs«

 

 

Was im zwischen-menschlichen Raum ist echt?

Antwort: All das einzubringen, was zutiefst ehrlichst

 

 

jetzt da ist und raus will.

 

 

 

 

Aus dem inneren Eingesperrtsein, aus der Opferhermetik, sagte sie, gilt es weiter auszubrechen. Und da sind unschöne Gefühle und unschöne Bewegungen dabei. «Unaushaltbare« sogar. Da kann ich keine Flüchterei, insbesondere keine Frauenflüchterei gebrauchen.

 

 

 

 

Alles, was man selbst vorwarf, sollte einen selbst treffen wie es den andern treffen würde; es sollte sich so drehen, dass dasjenige, auf sich selbst bezogen, gefühlt wird.

 

 

 

 

Nach dem Treffen, sagte sie, wusste nicht mehr, in welcher inneren Welt ich noch war.

«Eingekeilt« gesessen. Überfrachtet worden mit fremden, schweren Dingen und solchen, gegen die sich gesträubt wurde – bei allen Versuchen, jede einzelne Nuance auszubalancieren.

steifer Nacken auch deswegen, weil nicht geringsten Wert auf die eigene Person und ihre Beiträge gelegt wurde.

 

 

 

 

Heilkräfte, die nicht vom Kopfe ausgehen und

 

 

schützen

 

 

 

 

Nicht voll im Kreis der zirkulierenden Energie dieser Runde gewesen.

 

 

 

 

Zu sehen so viele andere sind ebenso besonders, sagte sie, wenn nicht «besonderer«; ja jeder besonders, manchmal greift es nur nicht so.

 

 

Im Herzen so freundlich, offen und interessiert gewesen.

 

 

Was für ein Gefühlsflash das war, sagte sie, seine Lippen mit meinen zu berühren.

 

 

Jenseits jedweder Beziehung endlich wieder in meiner Welt zu sein.

 

 

 

 

Menschen in der Gruppe, sagte er, identifizierten sich mit dieser Großwunde, mit negativen Reaktionen, und alle Beteiligten wurden gewissermaßen zu «Schrott«.

 

 

Diese einsam erfüllende Tätigkeit des Schreibens.

Und: Welt menschlicher Berührung.

 

 

Im Anfang so kleingehaltene, einfache Menschen

(wenn auch alles andere als einfach).

 

 

Ich bin sogar etwas gespannt, sagte sie fast genussvoll, wie »Ralf Willms« zu Tode kommt. Warum nicht auch eine solche Haltung dazu haben. Ich »freue mich darauf«, in der Überschreitung letzter Grenzen endlich zu Tode zu kommen.

 

 

Kreis = Menschheit = Weltverhältnis.

 

 

 

 

Wenn etwas wirklich dissonant ist, sagte sie, findet es sich im Raum zwischen wahrhaft schroff und tot.

 

 

Auch wenn ich, wie jeder, vieles nicht verstehen kann, weil gar keine Möglichkeit der Beschäftigung damit besteht, sagte er, so habe ich in einer bestimmten Weise doch alles verstanden, was es überhaupt zu verstehen gibt.

 

 

 

 

Ich war gerade ein Mensch, sagte sie, wie er «freier nicht sein kann«.

 

 

Die zitierten Dichter, ich habe mit ihnen gelebt.

 

 

Ich freue mich gerade so an meiner körperlichen und psychischen Beweglichkeit.

 

 

 

 

Kreisharmonie, sagte sie, ist im Grunde nichts für mich.

Und doch wäre harmonisches Verhältnis zu allen Menschen zuhöchst förderlich.

Ich habe das kennen gelernt.

Es scheint nicht mehr zu gehen.

Ich will es auch nicht mehr.

 

 

Die Zeit, ich höre sie sprechen: weiter, weiter 

 

 

 

 

Erinnerung an Wärme-Anklänge im Rausch in der Jugend.

 

 

in wirtschaftlichen Zusammenhängen schien im Zweifelsfall nie

etwas Liebendes durch.

 

 

so auch die Sprache

selbst höfliche Wendungen

aufgeladen mit Bedrohung

im Vorder- und Hintergrund, die

alles andere absorbierte, dabei blieb es.

 

 

ob jene Filme, Werbung, so vieles – ist nicht ein Hauch Liebe, nicht etwas Echtheit drin.

 

 

In dem Betrieb, in dem ich lernte, sagte sie, wurde noch alles falsch gemacht.

Menschen schlechter als Dreck behandelt.

Dabei sind sie es, wer sonst, die Entwicklung und Erfolg

 

bringen. Oder das Gegenteil.

Führung als Fernverhältnis. Weder kommunikationsfähig noch nähefähig gewesen.

Folge: innere Kündigungen und schmierige Anpassungen.

 

 

 

 

denn unser Herz ist jetzt unser Haus

[…]

Anderes haben wir nicht.

-

Gottfried Keller

Romeo und Julia auf dem Dorfe

 

 

So schönes Kuscheln mit einem Menschen, sagte sie, den man wirklich mag und mit dem Beziehung gewachsen ist. Bedeutet auch: je vertrauter, desto erotischer.

 

 

 

 

Gut nun, die ganze Verantwortung für alles übernommen zu haben.

 

 

Erinnerung an ein so freundliches Zimmer in einer unbekannten Gegend, wo ich bleiben wollte   .   .   .

 

 

Der an einer Stelle seiende und sich harmonisierende Mensch. Wie viel ist das? fragte der Junge.

 

 

Erscheint mit Anblicken einer Frau der Jagdinstinkt? fragte sie.

 

 

Was erhalte ich eigentlich als Entschädigung für all den Scheiß, den ich aus dieser Firma davontrug, sagte sie.

 

 

Präzisionsmesslatte, hätte ich selbst gebraucht. Mir ganz genau hätte ansehen sollen, sagte sie, und geltend machen sollen, was abgelaufen ist. Dokumentarisch.

 

 

Versäumnisse.

 

 

Viel zu naiv gewesen, viel zu schlecht eingestellt gewesen.

 

 

Ein Schmerz-Leben hatte ich erhalten, und wie widrig und schwierig und lang war das. Und wer hat nur einen Funken Anerkennung dafür?

 

 

[…] wen er als Freund einlassen darf und wer als Feind abgewiesen werden muss […] die Achtsamkeit: Sie muss sehr genau mitbekommen, was vor sich geht, und sie muss jederzeit wissen, wohin sie ihr Augenmerk zu lenken hat.

-

Ajahn Brahm

 

 

Viele Fragen, sagte sie, stellen sich bei ihr, dieser 19-jährigen, gar nicht, deren Übersiedlung von der Kindheit zur Jugend, und von der Jugend zum Erwachsenenalter

 

 

gelang.

 

 

 

 

Diejenigen, die dich verletzten, sagte sie, es gar schafften, dich in der Kontaktbasis zu verletzen, es waren bloß arme Schlucker der kollektiven aggressiven Provenienz. Arme Wurstler, die nichts mit sich anzufangen wussten, auf diese Weise ihr Leben verschwendeten und andere, wenn sie gerad weniger durchtrieben oder angreifbar waren, mit reinzogen bzw. ihre Abscheulichkeit

 

 

abluden.

 

 

Ich bin nun hoch über mich hinausgewachsen, sagte sie, phasenweise völlig frei.

 

 

Ich bin nicht auf dem Weg, Harmonie in einem Kreis zu erzielen, sagte sie, sondern sehne mich nach weiterem Ausbau meiner hochspezifischen Existenz. Damit einhergehend: nach Abenteuern des Geistes, allein und mit anderen, und nach Liebesbeziehungen unterschiedlicher Art.

 

 

 

 

Die besondere Kraft, die sich daraus ergab: entschieden nach dem Tod im Leben zu leben.

 

 

 

 

 

Am fassungslosesten bin ich zuletzt darüber, wie ungünstig ich für mich selbst operierte.

 

 

 

 

 

Mehrenergie durch Ärger aus «Verkomplizierung«.

 

 

Verhaspelungsenergie – nutzbar machen.

 

 

Je größer die Komplikation, desto mehr Energie.

 

 

 

 

Erinnerung daran, sich morgens ins Dunkel zu setzen.

 

 

 

 

 

Nicht dass ich geschlossen wäre, sagte sie, diese Wunde kann aber so schließen, dass ich einen Meter entfernt von einem Menschen in unerreichbarer Ferne stehe.

 

 

Die innere Verfassung so geworden, dass es große Anstrengung selbst in der Unangestrengtheit . . . bedeuten würde, Harmonie zu einer Gruppe aufrechtzuerhalten.

 

 

Ich flog nach Haus,

wo der Anfang ist.

[…] 

Mein Herz war auch im Spiel,

viel zu groß war es schon lang,

nun quoll es übergroß.

Aber keine Spur von Beklemmung.

An Orte ward es getragen,

wo man die Wollust

nicht mehr sucht.

-

Paul Klee 

 

 

 

 

Psychische Schnittwunden, sagte sie. Schnitte, Grobstücke anstelle von Kohärenz und Weltverhältnisharmonie.

 

 

Schnitte, die sich aus der Psyche lösen. Was zurückbleibt, ist erbarmungswürdig fremd.

 

 

Fortschritt guthin: zu fragen, eine – schwierige – Situation gemeinsam anzugehen.

 

 

 

 

.  .  .  was sich nach ein, zwei Jahrzehnten doch noch etwas anders darstellt. Schon deswegen, weil die Persönlichkeit sich in der Zeit noch mal anders entwickelt, und es für jeden auch darum gehen «muss« und darf: sein Leben auszukosten. Womit sich ausschließt, dass sich einer wegen dem andern umbringt.

wir alle haben ja mit Problemen zu tun, die Einen psychologisch diagnostiziert signifikant, die Andern angeblich weniger . . . keine Frage, dass es große Unterschiede gibt  .  .  .  nur was es auch gibt: in einem Anfall von Raserei, Enttäuschung dgl. tatsächlich im (biochemisch völlig überreizten, geradezu wahnsinnigen, total aufgeladenen) sozusagen Affekt Selbstmord zu begehen, was wahrhaft tragisch ist. Die («spektakuläre«) Art, wie Richard Gerstl sich umbrachte, schreit nach Aufmerksamkeit  .  .  .  es ließe sich denken, dass er ein Zeichen setzen wollte, ein – ich bin so anmaßend das zu sagen – «falsches« Zeichen. Wenn sein Selbstmord tatsächlich primär Liebesentzug wäre oder ist, stellt sich ja auch die Frage, wie sein geliebtes Gegenüber damit zu leben hatte.

 

 

»Für einen, der nicht liebt, ist es einfacher«, schreibt er.

-

Imre Kertész

Andrerseits kann es dann auch »schwieriger« sein.

 

 

Nachdem sie aufgeschlossen hatte: Wie der Hausschlüssel, sagte er, von ihrer Wärme trug.

 

 

 

 

Wie verletzlich der Mensch doch ist, sagte sie. Statt des Kaffees müsste ich nur mal ein bisschen von dem Spülmittel, das gleich daneben steht, trinken, und schon stünde die empfindliche Frage im Raum, ob ich danach überhaupt noch lebe.

 

 

 

Ich habe einen ganz subtilen schlank-verträglichen erkenntnisträchtigen Satz geformt, sagte sie, den ich vergessen habe. Was hätte er dazugetan? Sind es nicht Gefühlslichtstrahlungen aus dem Wesen, die ins Leben wollen. Das heißt: ein Resonanzraum.

 

 

 

 

Auf einmal kommt es mir so seltsam vor, sagte sie, dass ich zunächst einmal aus Hautzellen bestehe.

 

 

Die ganze Welt hat sich in eine Figur verliebt, die es so wohl nie gegeben hat.

-

Sandra Danicke über Vincent van Gogh

 

 

Ja, alles was es gibt, ist Teil des Kreises. Obgleich er ein gedachtes Phänomen ist. Die Erde ist nahezu rund, das Drehen der Erde um die Sonne = Kreisstruktur. So auch alle psychischen und damit in Verbindung stehenden Phänomene. Sie wandern in dieser Sphäre und können nicht still stehen. «Zum greifen nah«, ungreifbar. Nachvollziehbar und zugleich unbegreiflich. Dabei wird es bleiben. Sie wandern nach vorn und schließlich «im Kreis«. Oder manches treibt einfach immer weiter ab?! Bis es allmählich und schließlich ganz verlöscht. Als geschähe es allen Sinngebungen darüber hinaus zum Trotz.