Verlust.
Zittern.
Blankestes Schreien.
Rekonstruktion.
Zu 80 % gelungen.
Es hätte anders ausfallen können.
Woran du sehr hingst nicht mehr da.
Diese Erfahrung
von Kind an.
Und hing an manchem
sehr.
Das wird vom Dasein verlangt:
dies einzuüben.
Was für einen Menschen macht das?
Damit wir in den Spiegel sehen
und es lernen
unser Gesicht zu lesen,
in dem die Ankunft
sich langsam entblößt.
-
Hilde Domin
Die Tage so ganz durchgangen, punktuell notiert, dass das Gedächtnis für sie aufzuhören scheint.
Das Gedächtnis so ein grob fließender Raum, sagte sie, wenn etwas in ihm gesucht und nicht gefunden wird.
Versiegelte Kammern.
Heißt das: Das zu erinnern Erwünschte ist zu schwach – weil es nicht erinnert werden kann?
Kommt es auf die Worte, die Begebenheiten, auf Erinnerung überhaupt an? Oder auf eine Haltung, die daraus gewonnen wurde?
Mit jedem Erinnerungsverlust wirst du ein bisschen jünger?!
Erinnerung an plötzliche Lust beim Rennen, am Außer-Atem-Sein
Wie sie mich ansah, sah ich, dass alles in ihr Quell der Liebe geworden war.
Erinnerung an lauen Wind in einem Stadtpark und ungeheure Frische meines Geistes.
Die Nächte werden kalt sagst du
Wärme geht von dir aus
-
Harald Hartung
Die Zeit mit dir, nun versiegelt.
Wir meinen sie zu erinnern
aber erinnern nicht mehr wirklich, wie es war.
Was ich dir antat, war ein echtes Vergehen. Wenn es auch meine Beweggründe nicht enthält. Die Kehrseite meiner absoluten Verbindlichkeit kennen zu lernen, aus deiner Perspektive so gesehen, kehrte mich um.
So plastisch und tief Körper in Sauna erleben, zugleich dieser Erreichungsriegel.
Auf Beobachtung, so weit sie denn stattfand, reduziert.
Diese Beziehung sei ja schon so lange her. Als ich den Bademantel zuknöpfen möchte, stoße ich auf diese Schlaufe, die von dir eigens eingenäht wurde. Wer warst du? fragt es in mir. Und wer bist du jetzt? Auf einmal bist du mir wieder so nah. Näher als alles auf der Welt. Ich staune: Immerhin hattest du dich als meine Partnerin definiert, dir diesen Bademantel von mir genommen und liebevoll diese Schlaufe für einen großen Knopf eingenäht. Ich muss was verloren haben, gespenstisch ist das plötzlich, ich hab dich verloren.
Der warme, sozialharmonische Mensch in dir.
50-Meter-Bahnen schwimmen und tauchen. Überraschend heißer Whirlpool. Bald körperlich und psychisch so harmonisch müde wie so lang nicht.
Dieser Moment des Nicht-Merkens.
nicht aufmerksam genug?
ein Stück Mut gehört immer dazu, auf den andern zuzugehen, und steht damit in Gefahr, etwas – womöglich Entscheidendes – nicht zu merken.
Getragen zu werden.
Wer sich nicht oder nicht mehr getragen fühlt, wird böse.
Klingt zu einfach, ist aber genau so.
震えます
Alles, was in dir erscheint, dynamisiere. Verlebendige.
Eine tragische Figur sei derjenige, war zu hören.
Es wäre ganz anders anzusetzen.
Alles, was er beginnt, wird letztlich «nichts« – das hat mit Grundkonsistenz zu tun.
Alles, was sie beginnt, wird etwas, wird viel – das hat mit Grundkonsistenz zu tun.
Sie hat kaum anderes als Erfolg.
Er hat kaum anderes als Misserfolg.
Eher als das Urteil der «tragischen Figur«
wäre doch die Frage der Unterstützung.
So viel über «Wunde« geschrieben, dass man und ich es «nicht mehr hören kann«. Hat sein Gutes.
Gespenstisches Verlassen des Ortes
in
- zeichenhaftem Vernichetwerden.
- totaler Nicht-Kommunikation.
- «Idiot, wehr dich durch
- Kommunikation, Dynamisierung, Kontaktaufnahme.«
- ist doch nur das einstige Muster jetzt an dieser Stelle.
Erinnerung daran, meine neue Sporttasche bei Ankunft in der Kabine einst auf die Bank geschmissen zu haben. Warum? Welche Erschütterung ging dem voraus? Mit dem, was dir lieb war, so umzugehen.
Die blonde, hochaufgeschossene junge Frau in der Saunaanlagendusche, sagte sie. Abenddunkel, kein weiterer Mensch. Einfach den Mund behutsam und bewusst aneinander führen. So rein die Situation.
Diese Art Unsicherheit, Umschlag in Wut – nicht gefühlt dabei werden tiefe sanfte Schichten.
Was mit Gewalt behandelt wird, prägt sich umso mehr ein, schon daher sollte man es lassen.
Namen und Erinnerungen lassen sich weitgehend löschen durch konsequentes Nicht-Beachten im Kopfe.
震えます
Führe dich auf wie sich niemand aufführt, sagte er, spür dich, gehe gegen das Vorprogrammierte vor.
Abendrotglut als eine Art Echo kosmischer Explosionsenergie.
Und tatsächlich implodiert Sonne ja in jedem Moment.
Wie schnell es bei mir «in den Keller geht«, sagte er, habe ein gutes Grundvertrauen, aber zu viel einstecken müssen in meinem Leben, fühle mich so schnell nicht mehr gemocht.
Dieses Foto von mir als Baby, krabbel mit sich erhebendem Kopf, buddhistisches Köpfchen, Augen ganz gegenwärtig
震えます
Ein Missverhältnis und: was der Kopf draus machte.
Körper eines Menschen ansehen, sagte sie, was ist eigentlich zu sehen? Seltsam dass die Innereien und Ausdünstungen als nahezu fest erscheinende Prozesse Lust auslösen –
Das steinleuchtende Herz, das auf den Fußboden fiel, und
nicht zerbrach.
So schönes Sich-Erreichen: stieg Gegenläufiges wieder, wurde sich selbst sodass du im Grunde nicht mehr wusstest was du redetest und folglich auch nichts davon wirklich erinnertest.
wie ein Gespenst zuweilen
Möchte nicht, dass es in Beziehung nur fließt. Möchte, dass alle Befindlichkeitsanteile sorgsam eingebracht werden können.
wahre Momente gemeinsamer Öffnung
das Gute, das war und da ist, betonen
Die Falle des Sich-Ergebens in vermeintliche Aussichtslosigkeit. Diese Falle, diese Ergebenheit, die
zum Tode führt.
Es ist nun richtig für dich, dass du geradezu permanent auf dich eindrischst bei all dem, was du nicht richtig gemacht hast.
So sollte auch «auf die Welt« eingedroschen werden, jeder auf sich, sagte sie, wohlverstanden.
Junge Frauen mit roher Triebkraft, sagte sie, ohne allzu viele Gedanken. Diese lösen oft den meisten Sex aus. Umgekehrt: von Frau zu Mann, auch. Und die größte Sehnsucht ist wohl bei den Frauen und Männern mit den meisten Gedanken.
Aber wie glücklich ist es, in einem gemeinsam anerkennenden Lächeln zur Ruhe zu kommen.
Das Milchkaffeetrinken, sagte er, ist nicht mehr stimmig. Ich lasse es nun weitgehend aus.
Imre Kertész. Plötzlich lese ich jedes einzelne Wort als Vermächtnis. Als etwas von jemand, der nicht mehr da ist, und noch dasein möchte. Auch wenn er mit dem Gegenteil kokettierte. So wird der Tote weiter zum Freund. Einseitigerweise.
Den Frost offen erwarten.
Unsere Trennung scheint einen Punkt überschritten zu haben, mit dem der andere nicht mehr ansprechbar wäre wie er ansprechbar war. Es ist zu kalt geworden, zu anders. Zu fremd nun.
Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.
-
Friedrich Rückert
震えます