Teil 2: Constanta

 

 

 

 

Der Augenblick

ist mein

 

[Andreas Gryphius]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Juli 2018

 

 

 

Nur im Schreiben ? erlange ich absolute Sicherheit.

 

 

Lob vorab hindert das Erleben, das vor einem liegt – die Wertung darüber will in jedem still ankommen.

 

 

Zeilen in dem Gedichtband, den du bei dir trägst. Sie funktionieren ungleich besser in sonnigem Aufscheinen draußen

in südosteuropäischem Ausland.

 

 

plötzlich ganz glücklich sein, mit dir.

 

 

Busfahrt von 2 Mai nach Mangalia. Je nachdem wer im Bus, klaustro-phobische Tendenz.

 

 

Zugfahrt von Mangalia nach Constanta. Zweite Klasse gut klimatisiert. Fensterplätze für Reiseerleben . . . 

 

 

 

Während Zugfahrt beinah singenderweise ein Gedicht vorgetragen, in der Freude der Freundin und, bei einem Seitenblick, im wunderschön sich zuwendenden Lächeln einer jungen Frau.

 

 

Plötzlich Erinnerung an israelische Soldatinnen, Geschlechtswünsche, die ausgelöst wurden.

 

 

was ich so sehr kenne: auf eine anregendste Weise Teil gewesen zu sein und: plötzlich Stummheit wie Sprechverbot, nahezu übergangslos in einer Art Selbstverurteilung.

 

 

Wer verurteilt? 

 

 

 

Szene gestern, angegangen worden zu sein. Unfassbar erscheint das jetzt; angesichts Auswertung gesamter Historie, einen Menschen anzugehen  .  .  .  .  . 

 

 

 

nochmals die eigne Äußerung vor Jahrzehnten:

»Ich schreibe für einen Gott, den es nicht gibt.«

 

 

Selbstwert – sicher Einbildung, er sei autonom.

Sowohl als auch.

Furchtbare Entscheidungen zeugen doch von Nichtautonomität.

 

 

Sie malt, du schreibst. Auffällig werden durch einen alleranregendsten Ton, der

auf einmal wieder entstand.

 

 

Erinnerung an Jürgen aus Dorsten, 1982. Nach dem Abitur auf Jurastudium wartend. Hermann-Hesse-Leser. Gleiche Reiseroute: Paris, Sagres, Algeciras, Tanger, Marrakesch. Bei Brüssel sich im Zug kennen gelernt. Mehrere Nächte in verschiedenen Hotelzimmern zusammen verbracht. Eindrücke, die beeindruckten. In Marrakesch sich verloren.

 

 

Einander unbekannt in der Ferne gewesen. Sich in Gedichte verliebt. Sich in Liebe hinein geschrieben. «Rettungsstrohhalm Literatur«. 

 

 

 

Constanta. Wohnungsübergabe. Erleichternd, mit einem Schlag, so viel Raum.

 

 

Abstandsverkürzung und (zwingender) Sog im Kopfe         auf die Wunde hin.

 

 

Wunsch nach Stabilität. Einerseits.

Andererseits: Das Intensivere, Gespenstischere, Herausfordernd-Neue der Wunde.

 

 

Das Schauen aus solcher Wunde erzeugt seine Wunder.

 

Je mehr Wunde, desto mehr Wunder.

 

 

Heilige junge Frauen am Strand . . . so aufrecht, wohlgekämmt und sanft . . . heilig schön.

 

 

Strand und Meer bei Constanta. Weite und Frieden. Spiegeln die Gesichter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Juli 2018

 

 

 

Das 'Schreien' von Vögeln in der Stadt-Nacht.

 

 

 

 

 

In dieser Wohnung zwischen Himmel und Meer. Was es am Abend macht, noch »nichts» von der Stadt gesehen zu haben. Sich in keiner Richtung auszukennen.

 

 

 

Verbindung zum Internet aufbauen wollen. Keine Verbindung baute sich letztlich auf. Auch blieb die Uhr stehen, heute. Zusammen hausen. Voll Zärtlichkeit, klärendem Gespräch. Wie verschollen. Im x-ten Stock, weit über der Stadt. Zwischen Himmel und Meer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Juli 2018

 

 

 

81 Jahre alt. Wo und wer ist mein Vater jetzt?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Juli 2018

 

 

 

du kannst in mich hineinweinen wie in dich selbst, du brauchst da keine Grenze zu ziehen.