Teil 1: 2 Mai
Der Augenblick
ist mein
[Andreas Gryphius]
- Juli 2018
so tief die Augen geschlossen
sich immer weiter in seiner Natürlichkeit ausdehnen
ein solches Frohsein
morgen das Land zu verlassen
- Juli 2018
Flughafen Düsseldorf. Diese ungeheuren Menschenvorkommen an Atmung, an Abgründen, an Wünschen, an Bedürfnissen, an vermeintlicher Geduld.
Auf dem Weg zu lesen: »52-Hertz-Wal ist der Name, der einem Wal-Individuum gegeben wurde, das auf einer für ihn charakteristischen Frequenz von 52 Hertz singt, einer sehr viel höheren Frequenz als andere Wale. Vermutlich ist es das einzige Exemplar mit einem derartig hohen Walgesang. Man bezeichnet dieses Tier deshalb auch als 'den einsamsten Wal der Welt'.»
Gehen, zum Teil Fahren vom Einchecken bis zum Flugzeug. Das alles bereits so bewusst und bis in letzte Nuance zu Ende durchlebt, dass mir das alles sozusagen überlebt vorkommt. Nicht zuletzt auch ich selbst.
Erinnerung an den ersten Flug. Ich war fünf. Es war auf einer Bundesgartenschau. Und Vater fragte: »Möchtest du einmal fliegen?» »Jaaa.» Solche Angst, als der Hubschrauber abhob. Solche Freude, mit Vater zusammen in der Luft zu sein. Und allmählich auf die erstmals immer kleiner werdende Welt zu sehen.
Erinnerung an eine völlig undifferenzierte Vorstellung als Kind. Angst zu haben vor etwas, bei dem man dachte, es sei so. Es war nicht so.
Im Flugzeug, das sich Bukarest entgegen senkt. Alles soll in einer jeweiligen Form ablaufen. Aber das Zersprengende, Formlose in sich.
Lange Nachmittagskleinbusfahrt. Während die Landschaft mit 120 Kilometern am Auge vorbeizieht, schleicht Müdigkeit in sich kontinuierlich voran. Etwas will eins werden, während noch viele Handlungen bis zur Ankunft – bis zum Alleinsein im Zimmer – anstehn. Auch die andern Gesichter hier verfärben sich auf irgendetwas hin, das gewisse Öffnungen nicht mehr zurückhält: ein übergroß gewordenes Auge, das tief in sich schauen lässt, ein Rede- und Lachschwall, der immer abstandsloser wird. Das würde zum Ziel gehören? Abstandslos wie ein Tier zu sein, nur noch Bedürfniserfüllung und Wärme.
Rast mit dem Bus auf dem Weg zum Meer. Ganz vergessen, südländische Art der Sommerwärme, südländische Gemächlichkeit. Lachen in den Augen mit jemand, das sich der Durchreisesituation verdankt, der räumlichen Distanz (zweier Nationalitäten), dem flüchtigsten Zufall und dem Erkennen, das beide attraktive volle Menschen sind. Das Lächeln war deswegen so schön, weil es jeder Verpflichtung enthoben war und nicht weiterzugehen brauchte.
Abends IM Schwarzen Meer.
Erinnerung an verliebte Mädchen und Jungen am Strand, dort ersichtlich. Als man selbst darunter war. So viel los . . . . .
In milder Nachtwärme gemeinsam am Meer spazieren.
- Juli 2018
Ein so kleines Mädchen mit einem Eimerchen aus dem Meer tritt. Zeigt mir, mit einem Augenaufschlag, ihre Seele.
Ewiger Reiz junger Frauen für einen Mann, das jeweilige Meer, das sie in ihrem Schoß herbergen. Urlaub im Juli am Meer, wie lange nicht gewesen.
Rosenumrankte Frühstücksterrasse. Andre »zu zweit's» und Familien um sich. Tiefe des Zeithabens und Freihabens in sich.
Im Ausland gefällt dir, wie schon immer, sogar der Radioredeschrott. »Radio Virgin».
Nichts mehr gegen Sandburgen, Sommerhüte und gute Stimmung. Menschen unter sich sind authentischer, als vielfach gedacht wurde. Gehe dahin und habe zeitweise niemand im Sinn, buchstäblich befreiend. Mancher Schatten noch versucht es, greift an; nichts von dem, was kommt, erhält den Befehl zu gehen, darf von selbst gehen, wird einbezogen; so dient immer enger schnürender Schatten letztlich einer transformierenden Eingravierung.
Erinnerung an Mund-zu-Mund-Geflüster, an
wahre Intimität zu zweit. An den unbedingten Wunsch, nie mehr vom anderen zu gehn.
Die Geschichte des Landes Rumänien? Lassen wir sie ruhn. Nur ich weiß, für mich selbst, dass es nichts Anmaßendes hat, wenn ich sage: Ich habe alle Gewalt am Menschheitskörper erfahren. Was zugleich nicht möglich. Sitze an einem versprengten Felsrest am Meerwasser, woher er kommt, ich muss es nicht wissen. So wie ganze Lockermassen kommen und gehen, im Universum. Sie haben etwas zerstört und etwas gestiftet, was auch immer. Entscheidend, du sitzt hier JETZT. Zur freien Gestaltung. Wie frei sie auch wird.
Erinnerung an die Bernsteinsuche von Mutter an der Nordsee. Mutter als Glückssucherin. Mutter als Glücks-Bringerin.
Erinnerung daran, als Heranwachsender von einem Fels, vom Meerwasser umspielt, zu einem andern gesprungen zu sein, ja geradezu artistisch. Doch irgendwann funktionierte es nicht mehr so recht, momentweise gar nicht mehr. Aufgesaugt zu werden von einem «Monster jenseits von Ästhetik».
. . . plötzlich in ein hell aufleuchtendes Gesicht sehen. Als würde es deine Identität erkennen. Es ist so einnehmend, dass du dich sofort entschließt, ähnlich zu reagieren. Als habe man einen Menschen getroffen, nach dem man schon länger suchte. Die beiden nähern sich und bleiben erwartungsvoll hell voreinander stehen. Das geht ein paar Momente, die sehr lang erscheinen. Es kommt zu einem Wort, das wie eine Sprachbarriere wirkt. Sie entschuldigt sich, kein Englisch zu verstehen, auf Englisch, und beide gehen allmählich weiter.
In ein Strandlokal eintreten mit Musik, Jugend, lockeren Gepflogenheiten. Augenblicklich in einem hellen, geradezu schattenlosen inneren Licht, das eine Zeit anhält.
Dem andern, mit dem man zusammen, «nichts tun», das ist für mich der richtige Weg. Auch dann, wenn man selbst angegriffen wird.
Ganz still sein mit dem andern in einem Zimmer. Jeder in seiner wahren Identität.
Tiefe Verletzung, die für sich stand, unabsichtlich auslösend. Erinnerung: Sich absolut eingegeben zu haben, abgelehnt worden zu sein. Verunklarungen. Damit im Meer. Nackt. Sich selbst in seiner ganzen Kreatürlichkeit spüren. «Unwirklich» grauer Himmel. Donner, Regen, Blitze.
Im Einzugsgebiet dieser Wunde, Stummheit. Sich gegenüber sitzen. Jeder mögliche Redeansatz fällt dieser Art Stummheit zum Opfer.
Nachts an einer Steilklippe sitzen. Meer ohne Lichter. Über diese Stummheit reden. Zu hören, dass es Sachen im jeweils andern gibt, die nicht erzählt werden möchten. Ich schaue durch die Jahre auf diese Stummheit.
Hell erleuchteter Weg, der von der Küste wegführt. So viele Schnecken mit ihren Häuschen wie sie kein Auge überblicken kann. In dem hellen Licht am Meer. Straßenhund. Angst, die sich überträgt, mit der man irgendwo dranschlägt und sich selbst weh tut.
- Juli 2018
Schlaf – Liebe – Meer – Frühstück.
Die Konsistenz des Schwarzen-Meer-Wassers ist eine andre als etwa diejenige des Nordsee-Wassers. Irgendwie tragender? Wie fühle ich mich, nachdem ich im Meer war? Enthoben, nahezu schattenlos, und doch mehr im eigentlichen Sein. Eine Art Rückgang auf einen Ursprung, auf einen Anfang.
Allein vor sich hintreiben. Sich imaginativ vorstellen, mit wie vielen und welchen Männern Partnerin noch schläft. Sie sieht dann in ein verstörtes Gesicht, welches das eigene ist.
Am Meer sitzen zu zweit. Alles in der Wahrnehmung wird so gültig, etwas möchte, dass die Situation nicht endet. Erinnerung an die Herkunftsfamilie, im Urlaub den Tag am Strand verbracht zu haben, bei viel Bewegung grob kontaminiert mit Meer und Sand, um dann am späten Nachmittag zu duschen, sich fein anzuziehen und ein Lokal aufzusuchen. Im Radius des Vaters, der großen Schutz bot. Mutter war in der Lage, Kontakte aller Art zu knüpfen, auf ungewöhnlichste Weisen. All das ermöglichte dem Bruder und mir eine voll empfundene Entfaltungsmöglichkeit. Plötzlich schlägt das Wetter um, erst einzelne Tropfen, dann prasselnder Regen, als peitsche er auf den Boden ein. In kürzester Zeit beginnt sich der Strand zu leeren, Kinder in große Badetücher gehüllt auf dem Weg ins Quartier, kleines Kind an Brust des Vaters so, dass es nach hinten über die Schulter schaut, großen, mitunter verstörten Augs. Von oben – dem Weg am Steilhang – nun auf das Meer sehen, als habe es jetzt schwarze Farbe angenommen. Jedoch: Wege und Straßen erscheinen bereits ungleich vertrauter als zu Beginn. Geliebte Wärme in der Hand der Freundin spüren, während Regen noch stärker wird.
Nach dem Regen liegt das Meer da, wie ich eines noch nie sah. Kein Wellengang, still und einfarbig. Wie ein riesiger Teich, weit überschaubar. Und in seiner ganzen Masse und Stille und Überschaubarkeit unheimlich.
- Juli 2018
Als Kind manchmal, wenn auch in sehr großen Abständen, Selbsttötungsgedanken gehabt. Integrativ und liebevoll von vornherein behandelt worden. Irgendetwas zwischen »labil» und »melancholisch» und «was weiß ich». Als Heranwachsender überfallen worden, vergewaltigt, Ruf-Mord, einem Kollektiv von 20 Jugendlichen in einem kleinen Ort versprengt gegenüber gewesen. Jahre. Damit musste es unsagbar schlecht gehen. Zu den Grundunterschieden zu vorher gehört: Derjenige hatte nun ein Thema (nicht, dass er vorher keine Themen gehabt hätte), das Thema der Wunde, und: da war nun ein aufreibender Widerstand, sich nicht in den Tod zu fügen. Diese Komplexe – die Situation vorher und die Situation nachher – überlagerten und durchdrangen sich gegenseitig. Damit ganz allein gewesen. Und noch heute führt dies regelmäßig zu Einbrüchen und Schärfen, die Gleichgewicht und Harmonie maßlos konterkarieren.
Jugendliche, die auf dem Weg zum Strand auf einer Treppe entgegenkommt und zögerlich, aber deutlich Kontakt aufnimmt, sich ernst und berührt sowie berührend entgrenzt.
Bereits in früher Kindheit: Wenn ich nicht hinreichend beachtet wurde, eher schlechte Stimmung bewirkt. Doch mehr und mehr intrinsisch ausgerichtet. Sich das jetzt noch mal ansehen.
Im Meer fängt es in Körper und Kopf anders an zu strömen. Sich durchs Meer tragen lassen von einem Menschen, dem man vertraut; seine Arme um den Hals, seine Füße um den Rumpf. Solche Nähe.
Erinnerung an Urlaube, in denen Orte, die zauberhaft im Anfang wirkten, zur angenehmen Gewohnheit wurden. So jetzt: Rosensträucher in Mittagswärme. Das fünfte Gericht bestellen an einem Tisch zwischen ihnen. Ausdehnung von Zeit ins gefühlt Grenzenlose und somit auch manchmal tendenziell Abträgliche.
»Seasons in the sun» in diesem Gartenrestaurant erklingt. Als das Lied erschien, war ich 11. Es bediente mein melancholisches Weltgefühl, ich starb mit beim Hören mit dem, was mir am Wertvollsten.
Ein andres Weltverhältnis auch dadurch, ein aufwendiges Mittagessen einzunehmen. Irgendwann sparte ich solches aus, weil ich merkte, dass es für einen «geistigen Menschen», der dies jederzeit bleiben möchte, abträglich. Mit dieser Trägheit, nach dem Essen, einzuschlafen, erzeugte beim Aufwachen eine Tiefe, die ich wieder schätzen konnte.
Keine Ausreden, keine Notlügen. Entweder
Wahrheit oder Schweigen.
wann sind Tänze schön?
- wenn man sich in ihnen zeigen darf, wie man ist.
- sich der andre zeigt, wie er ist.
Kinder am Strand vor Augen in einem schönen Spiel bzw. in einer schönsten Harmonie und Entfaltung. Begleitet von 3 Vätern, die gerade so viel tun, dass sich die Kinder fühlen können wie sie sich fühlen. Frage gestellt bekommen zu »männlichen Eigenschaften». Bei den eignen Worten dazu merken, immer unsicherer zu werden. Unsicherheit, die der Verletzung von männlicher Energie entstammt. Nichts ist nun mehr überzeugend, im Ohr des andern wie im eignen, da Gefühl und Worte nicht mehr zur Deckung kommen. In einem so hohen Maße eigentlich fähig sein, mit Kindern zu sein, doch entsprechende Kindheit durchlaufen zu haben. Ein Kind fasst dann Vertrauen, wenn es im Umgang wirklich schön wird und gemeinsame Energie nicht unterbrochen wird. Und das macht diese Verletzung. Sie dreht heraus und «verlangt» Reflexion. Zerstört Kinderspiel und Kindsein.
- Juli 2018
Traum: Ingo erschien beim Tanz. Ingo, der 2015 starb. Es stand im Raum, dass er im Kreis etwas vorträgt. Und es war spürbar, dass er körperlich nicht ganz da war. Spürbar, dass er ein Verstorbener.
Am Strand liegen. Und es nicht abträglich finden, dass es hier übervoll. Ferienart erscheint durch Taucherbrillen, Luftmatratzen, Frisbeescheiben usw. . . . Zuweilen plastisch, doch sehr verbunden auf Körperzonen von Menschen in der Sommerhitze blicken. Riesige Regenwolke – personalisiert als Ungeheuer mit Gesicht und Gliedmaßen –, die bald den Strand leerräumt. Dann überdacht in einer Strandbar sitzen, so nüchternes Licht, in dem die gegenwärtigen Menschen nun erscheinen.
Der wiederkehrende Schmerz: Wesensumdrehung im Blick.
Wesensumdrehung.
An einer Bushaltstelle nahezu zeitgleich an Ringe gedacht.
Wenn etwas durch den nahen andern passiert, mit dem man in tiefe Traurigkeit stürzt, die anhält. Die nur dann unverhältnismäßig erscheint, wenn das zugrunde liegende komplexe Gefühl nicht mitgefühlt werden kann.
Mangalia. Wieder Regen. Sich unterstellen vor dem Eingang eines größeren Gebäudes. Freundlich hereingebeten werden. Sich wiederfinden in einem Salon für Maniküre und Pediküre, dazu Friseurabteilung. Dasitzen und lebhaften, freundlichen Frauen zusehen. Da der Regen immer stärker wird, sich entschließen, sich die Haare schneiden zu lassen. Und da es einfach nicht aufhört zu regnen, auch noch zur Pediküre. Es verläuft so entspannt, so lebendig, so bereichernd, dass nochmals andre oder vergessene Vorstellungen darüber entstehen, zusammen zu arbeiten. Und nochmals, wie wichtig es ist, eine Arbeit gern zu tun, sich mit ihren Gehalten wenigstens bis zu einem gewissen Grad zu identifizieren. Und damit auch positiv identifiziert zu werden.
Im Gegensatz zu den Orten bisher, in Mangalia auch Stadtelemente, Stadtflächen, die im Gefühl eher leer machen. Etwas essen auf langer Holzbank mit Meerwind im Gesicht. Etwas so Schwerwiegendes im andern realisieren, dass es wie Kahlschlag wirkt. Die Wunden des andern stecken tief in mir. Meine Wunden wohl tief in ihr.
Am Abend so schön, die Zufriedenheit des Reise-Partners aus dem Bad zu hören. Wenn ein Mensch sich entfaltet mit dem, wonach ihm wirklich ist. Eingetreten sein in ein erweitertes Urlaubsgefühl, das zum Ausdruck kommt in einem gewissen Selbstverständnis von Wohnung und Gegend.
Mädchen in Kreisanordnung im Samstagabendmeer. «Weißt du warum sie so lachen?» «Ja, sie erfreuen sich an ihrer Jugend und an ihrer Geschlechtlichkeit auf allen Ebenen.»
- Juli 2018
Sonntagsmorgens allein im Garten des Anwesens auf der Terrasse, Kaffee trinken und etwas Schokolade essen. Wunderbare Sonnenwärme und Stille. Ab und zu das Klirren von Besteck gegen Teller und Kinderstimmen, die sich bruchlos einfügen. Vom Glück, allein zu sein, wenn ein geliebter Mensch im Hintergrund und die Situation stimmig. Die Situation, vielmehr der Zustand ist heilig. Jede rasche Bewegung wäre abträglich – sei es, dass die eigne Hand vorschnell nach etwas greift, das geschah, als Verrat und ungesunde Wirtschaftsfordernisse sich meldeten. Dazu stehen, zum Verrat, der selbst begangen wurde, war nur dann schwierig, wenn dies mit Möglichkeiten bzw. Tatsächlichkeiten der Ausnutzung einherging. Manche Dichterzeile kommt in Sinn, als würde sie jetzt ganz verstanden. Das alles war schon. Heilig auch etwa die Füße der Freundin zu streicheln, mit seiner Liebe. Ganze Kontinente von Verrat lösen sich wie Eismassen, lösen sich weiter im inneren Meer. Einige weiterhin sehr langsam, doch alles nun, als sei es in Lösung und Heilung begriffen. Zugleich vermag es ein Gedanke, bereits lange währende, negative Situationen sofort wieder herzustellen. Gedanken, die kaum abzuweisen sind. Mücken nicht unähnlich, die Eiweiß im Blut als Nahrung benötigen. Ein Geräusch des Räusperns, das von sich selbst ausging, kontrastierte vordergründig mit dem, was im Innern. Es ist so tief und ruhig und angeregt, ein Sonderzustand des Seins, das zu sich gekommene Göttliche in sich.
Ein Vater in einer solchen Vertrautheitssituation mit seiner kleinen Tochter, in der – so ließe sich denken – kaum etwas passieren kann, Einstellungen und Absprachen betreffend.
Als gehörten die Verletzungen längst zum Heimkommen.
Abwesenheit der Freundin, mit der du 1 Jahr zusammen, sie in Liebe verlassen, wird immer mehr zu ihrer Anwesenheit. Der Abstand entfernt die Schatten, wenigstens in sich selbst, gibt den liebenden Blick wieder ganz frei.
Ein ausbleibendes »Hallo» kann viel Gutes beinhalten. Erinnerung daran, diesbezüglich «viel zu offen» herangewachsen zu sein. Anders gesagt: Wie wichtig das Nein. Ggf. die Nicht-Eröffnung. Nicht jedem zu erlauben, Kontakt mit sich aufzunehmen. Sensibilisiert sein für schädliche Prozesse.
Selig sind, die Verfolgung leiden. Wie ist es möglich, dass unter allen Liedern in Vaters Schallplattensammlung mich dieses am meisten ansprach, mit fünf.
Schattenplatz in Julihitze. Dort auch Lebensschatten thematisieren. Blick auf Rosen. Mittagszeit. Salat und Fleisch werden gebracht. Jenseits des Zauns auf Menschen blicken, wie sonderbar gut es zu zweit plötzlich wieder geht.
Die Zeit im Urlaub «renne zuweilen noch schneller als sonst». Mag sein. Doch im Garten am Morgen eine Stunde herkömmlicher Zeit nahezu reglos durch Zeittiefen gesehen. So lange, bis das Gefühl entstand, ganz dagewesen zu sein.
Dadurch, dass Entwicklungsfundamente nicht stimmen, auch schneller Lust »an allem» zu verlieren?!
Heute so klar: Was ich damals tat, war Selbstbild-schädigend.
Sich erfreuen am Leben der Freundin im Meer. Zurückliegende Beziehung noch lang nicht «verarbeitet» – ein scheußliches Wort.
Manchmal noch fremd, sich an den jetzigen Menschen «zu gewöhnen». Nichts an ihr ist fremd. Verstehe immer mehr, was sie braucht, was und wer sie ist.
Sozial bin ich noch immer in einer gewissen Essenz, die zwischen 15 und 20 entstand. Bestehe vielfach aus Interferenzen und Bemühungen, aus denen wieder und wieder katastrophal niederzusinken ist. Brauche das jetzt endlich für mein Heil: nichts mehr zu verbergen. Nichts mehr zu überlagern. Die Untergänge in den Augen einem liebenden Menschen zu zeigen.
brauche endlich solchen 'Boden' in allen sozialen Beziehungen.
Augen eines so kleinen Kindes in der Strandbar. Begnadet, wie froh es spiegelt.
Himmel sonderbar grau. Donner und Blitze überm Meerwasser. Der Kosmos schlägt einfach zu; wie es kommt. Nimmt keine Rücksicht auf deine Identität. Klar? Ich dachte es.
Von Kaufleuten in Rumänien aus fünftem Jahrhundert gelesen. Die Gewissheit, die sich bildete, dass es ein ganz volles Leben war. Dass sie etwas hinterlassen wollten und dies taten. Und wie lang ist das her?
Und welchen Stellenwert hat angesichts dessen alles Heilvolle?
Seit nahezu einer Woche auf wenigen Quadratmetern zusammen hausen und: es geht gut.
- Juli 2018
Potenziale. Plötzlich ist da jemand, im Leben der Freundin, da stimmt es im geistigen Horizont, im energetischen Miteinander, in Inwendigkeit und Zuverlässigkeit, manchem mehr, und derjenige zurzeit ohne Partner, hat ein Wollen in ihre Richtung, dabei 10 Jahre jünger, augenscheinlich punktuell intakter und künftig vielfach im Radius.
Es geht so weit, die Freundin mit jenem in Beziehung zu sehen, in einem Urlaub wie diesem, bei dem über sich selbst als »vorherige Beziehung» gesprochen würde. Mühe, nicht in Misstrauen zu verfallen - -
So ging es ihr, nicht mehr zu dir zu können, mit ihrem Vertrauen, ihrer Seele, ihren Wünschen, ihrer Bedürftigkeit und Liebe. Es war ein «zu zweit». Und ein Dritter ist in dieser Sphäre nicht träglich. Ergäbe nicht diese Totalität und Ganzheit.
Traum: Mädchenkörperlichkeiten, Zuwendungen größtmöglicher Art. Noch im letzten Wahrnehmungsfreiraum ein Mädchen, eine junge Frau, die sich auf allen Ebenen zuwendete. Bis da nur noch Orgasmus und Umhüllung.
Am Mittag des nächsten Tages »alles» zu grell, zu laut, zu wirklich . . . Zustand, an der Hand der Freundin, aus Traumwindungen, Zuwendungsüberflutung und unterschwellig latentem Desaster.
Volles Lokal, nicht bedient werden. Kein Wort – einfach Hunger – haben. Nicht gehen, nicht in schlechte Stimmung geraten, kein Anmahnen, einfach Hand auf Hand gelegt warten. Gemeinsames gutes Leben halten.
Zwischen FKK und konventionellem Badestrand war es bislang immer möglich, ohne Hose zu baden. Nun so ein Männlein, relativ jung, das uralte Programme wieder abspult, schweigender Zeuge werden mit sich selbst als Anlass eines Kommunikationsdebakels. Nicht im Geringsten von dieser Färbung in seinen Zuwendungen übernehmen.
Tagesfarbe blass. Läuft vieles am Strand aus in Alltägliches. Zeit für sich haben und zu zweit, so lange erwünscht, nun geduldig an einem solchen Tage – ohne Abgründe vorzuschützen – leben.
Einerseits das größere Vertrauen zur Freundin, andrerseits nun auch sie voll Projektionen, die schwer wieder «aus der Welt zu schaffen sind» und in täglichen Ängsten und Befürchtungen unterliefen. Sich manchmal freier bei einem unbekannten Menschen fühlen . . . . .
Im Kusse über das Leben des andern staunen, dass er da ist, ins eigne Leben fand.
Beim langen Blicken auf das Meer seine Stimme hören, als sei sie ein Kontinuum, das, was man immer schon wahrnahm.