Wo immer gelöscht wird, was die Rosen entzünden,

schwemmt Regen uns in den Fluß. O fernere Nacht!

Doch ein Blatt, das uns traf, treibt auf den Wellen

bis zur Mündung uns nach.

(Ingeborg Bachmann)

 

 

 

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»Die finale Analyse ist vielleicht freudlos, aber nicht ohne Leidenschaft, es wär mir das alles nicht wert, wenn so große Freude nicht der Beziehungs-Ausgangspunkt gewesen wäre.«

 

»Ja: Die weibliche Perspektive fehlt.«

 

»Ja, es kommt mir, mit dem Abstand, merkwürdig vor, nicht genau gefragt zu haben,

 

›Wie ist dein Gedanke?‹

 

Ob er wirklich so ist, wie ich ihn auffasste.

 

›Wie sehen die Konsequenzen aus deinem Gedanken aus?‹«

 

»Doch

 

erklärte so überaus genau und ausführlich die seelen-bewegenden Angelegenheiten.

 

Wenige Tage später behauptetest du das Gleiche, ohne nur etwas davon berücksichtigt zu haben.

 

Dieses Verhalten ging einfach zu lange.

Verlief zu fruchtlos.

Um nicht zu sagen: vollständig fruchtlos.«

 

»Ich hatte keinen Grund zur Veranlassung anzunehmen, dass du ›dement‹ seist oder sonst eine Erkrankung vorliege. Allerdings hatte ich auch keine Erklärung. Auf die Meta-Ebene – sonst mit Meta-Ebenen vertraut – gingst du bei diesem Verhalten von dir selbst in meiner Gegenwart nicht

 

*

 

»Man ist am stärksten, wenn man in sich nichts tun muss.

 

Nichts tun muss – in der Selbstannahme.

 

Goldene Momente, in denen sich nicht gewehrt werden muss.«

 

*

 

»Als würden die Schwierigkeiten der letzten Wochen ein Stück tiefer, wie eine Glocke ins Meer gesenkt. In Demut, der die Augen übergingen, sah ich, wie Fetzen davon auf den Meeresboden sanken.«

 

*

 

»Bewusstheitsfokus, der sich von allem loslöst, auf Wanderschaft geht.

 

Ich kann aus meinem Kopfe rausgehen, ihn verlassen.

 

In meine Organe hineingehen. Mich dort umschauen.

 

Ich kann hineingehen

in meinen Herzraum.

Mich dort richtig aufhalten.

 

Im Herzen bin ich ein anderer als im Kopfe, ich kann wählen.

 

Bin nicht mehr Gesetzmäßigkeiten unterstellt.

 

Der Bewusstheitsfokus kann alles.

 

Sowohl in meinem Körper als auch in meiner Psyche kann ich das ein und andere beiseite tun, nachsehen, was dort ist, wie es sich fühlt, wenigstens das. In aller Ruhe.«

 

»Hatten wir über solche Dinge sprechen können?

 

An solchen Punkten beginnt mein Interesse.

 

Sicher konnten wir!

 

Was hast du jeweils geantwortet? Ich erinnere nicht so viel.«

 

*

 

»Die Meditationsmasse scheint außerordentlich fruchtbar.«

 

»Als mein Herz noch jünger war.

 

Als es sich für sonderbar-schöne Klänge noch so richtig öffnete.

 

Ohne die großen Enttäuschungen im Gepäck, unbewusst und bewusst.«

 

»Mit der Wärme und der Fruchtbarkeit in ihr drohen die Themen überzugehen, in ihr Verschwinden.«

 

*

 

»Er ging zur Kasse des Ladens, holte sein Portemonnaie heraus, beugte sich nach vorn – und verstarb.«

 

*

 

»Wie gut, etwas Fragwürdiges von sich zu erkennen, es vor dem andern

 

einzugestehen.«

 

*

 

»Immer wieder leide ich unter deiner fehlenden Differenziertheit, unter deinen Auswertungen und Einordnungen, die an so vielen Stellen so überaus richtig und plausibel erscheinen.«

 

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»So gibt mir zu denken, nein, es kränkt etwas: dass es vor allem im Anfang gut gewesen sei, und dies ja oft vorkomme.

 

Darin lässt sich die eigentliche (spezifische) Besonderheit nicht mehr erkennen.

Sie wird eingeebnet von ›den vielen‹ im Wort ›oft‹.

Ist das auch Schmerzverhinderung?

Das wirklich deine Meinung?

In anderen ›Phasen‹ des Gesamtprozesses war es so anders.

Es ist eine Form der Überschreibung durch Gemeinplätze.

 

Im Traum fiel alles weg. Jede Bezeichnung, jede Deutung, jeder Strukturzwang.

Ich sah dich in großer Helligkeit neu.

Ich selbst eine Helligkeit, die nicht mehr getrübt wurde.

 

So wie der Schnee die Landschaft verwandelt hatte, sie war nicht mehr zu erkennen gewesen.

 

Es kam zur Deckung mit den vielen vielen Stunden, in denen wir nebeneinander gingen und magisch fühlten. Die Konsistenz des andern, eine Konsistenz. Ein Wunsch, zu bleiben.«