15.7.2020, Mittwoch

Mit dem Aufwachen an diesem geöffneten Fenster immerwährendes Rauschen des Baches. Und solcher Regen. Die Entleerung des Bewusstseins fügt sich hinein.

 

Schwimmen am Morgen. Das erste Mal während Corona. Solche Nachhaltigkeit fühlbarer Strömungen im Körper.

 

Sich in Bezug auf den Partner nicht spalten in ein Zuwendungs-Ich und in Vorbehalte. Gemeinsam überwinden, zur ungebremsten Freude hin.

 

»Wenn ich etwas denke«, sagte er, »heißt das nicht, dass es auch meine Annahme ist.«

 

Regen immer strömender. Nicht aufhörend. Tagesfarbe trüb. Schwarze, altertümliche Lokomotive steht da auf Schienen im Grün, lässt gewaltig Dampf ab, er steigt auf und vermischt sich mit dem Nebel in Bergeshöhe. Dieser Eindruck: Unheimlichkeit von Technik inmitten von Natur, in der keine Menschen zu sehen und zu hören sind.

 

Die unbefriedigenden, nicht abgeschlossenen Gestalten aus Kindheit und Jugend und aus weiterem Verlauf eignen Lebens.

 

 

Sich gut verständigen mit dem Partner in zentralen Punkten: einfache, überschaubare Worte wählen mit Rückversicherung.

 

Wernigerode. Galerie im ersten Stock. Blick auf den Marktplatz. Ausstellung »Walpurgisnacht«. Exponate total entfesselter Sexualität. Einziger Besucher. Bis eine junge Frau herantritt, ein Gespräch übers Fotografieren beginnt. Fragt Sachen, die sich einander unbekannte Menschen kaum fragen, zum Beispiel: »Was machen Sie hier?« Es entstand das seltsam-vertraute, selten gewordene Gefühl dadurch, dass ein unbekannter, ja interessanter Mensch sich interessiert.

 

Wenn die geschlechtliche Sonne aufscheint, wie viel besser ein Mensch dann oft behandelt wird.