Kreta 9.10.
Zwischen Réthimnon und Chania in einem Café im Freien. Beim Blicken auf Berge und Meer befindest du dich plötzlich in der Tiefe eines kretischen Bergs. Freilich in derjenigen, die in dir erscheint. Im Wunsch, sich vom Außen sehr weitgehend zu verabschieden. Und in dem Wunsch, im Außen so dumpf und stumpf sein zu dürfen, wie es sich zuweilen ereignet. Von hellem Licht und manchmal: ganz hellem Licht unterlegt. Doch etwas, das sich nicht im Geringsten mehr verdrängen lassen möchte. Und woher kommt? Noch immer ist es dir Unrecht – wenn es auch weiter abgenommen hat –, wenn es gesehen wird, insbesondere Eingang in die Wahrnehmung der Freundin findet. Eine Wahrnehmung, die einen Befund sehr genau aufnehmen kann. Eine Wahrnehmung, der du viel zutraust, und in die du weit hinein vertraust. Doch nicht immer wähnst du dich sicher, auch deswegen, weil es keine Sicherheit dafür gibt, dass das Urteil, das bekanntlich kaum zu vermeiden ist, so ausfällt, dass es nicht weiter zum Nachteil gereicht. Wäre das so schlimm? Hätte es mit »Herabstufung« zu tun? Kannst du nicht dazu stehen? Beziehungsweise kannst du dein Urteil über dich selbst nicht so gestalten, dass es dir selbst dabei gutgeht? Und es erscheint mit einem Mal Raum in dir, noch immer innerhalb des Bergs beziehungsweise in deinem Imaginationsraum von diesem Berg-Inneren, in dem du anfängst zu gestalten . . .: dein Urteil über dich selbst.
Doch im Kontakt sich »plötzlich« an der Schnittstelle von innerer Weite und Kränkungspotenzial befinden. Sich . . . nicht verschließen, nicht zur Kränkung gehen, sondern
sein Herz öffnen und: Worte aus dem Herzen finden.
Erinnerung an Kreta aus dem Jahr 1982. Was bewegt sich im Innern noch aus dieser Zeit, als du 19 warst? Schritte, sonderbar anmutende Begegnungen nun, Abrisse, die du kaum mehr zuordnen kannst, so sehr vergangen und doch noch irgendwie lebend. Die siebenunddreißig Jahre bis hin zu diesem Jetzt . . . . . wurden bedenklich spürbar an der jungen Bedienung, an ihrer weit jünger wirkenden Unmittelbarkeit.
Mit all dem ins Meer.
Das mit großer Gewalt auf den Strand zubraust. Und Menschen, die vereinzelt im Wasser stehn, kaum stehen lässt, um sie, nach wenigen Momenten scheinbarer Ruhe, bei eintretendem Sog, erneut von den Beinen zu reißen.
Aber man kann ja rausgehen . . . um einfach wieder Boden zu spüren.