Stehe da, sagte er, und lasse mich anrühren von dem ungeheuren Hauch, der aus mir selbst steigt
ohne innere Steuerung
sehen
was daraus noch
geboren werden kann
│
will keine Einzelwahrnehmungen mehr sammeln, ich brauche ihn wieder, den Horizont!
Im Zustand nicht gängiger Identität, sagte er, sind Kommentierungen zu erwarten, die
die Entfernung noch vergrößern.
Einer abgeschabten inneren Wand ähneln, als sei da keine Regung mehr. ist, als gehe ich dem großen einheitlichen Regen entgegen.
im Aufschauen
durch ihr Blut
mitgehen
Jenseits aller Muster.
Alles gleitet hinunter [wie] ein Wasserfall
so weich und willenlos
jeder Kognition entgehend
nur die Kommentierung, mit und ohne Worte, färbt etwas rot.
│
das Innerste ihres Atems
Erinnerung an einen Blick mit Entsetzen, der
ein Gesicht zu identifizieren suchte.
Armutsformen, die
nichts stiften konnten.
intim zum andern
aus der Tiefe sprechen
dort
entsteht dein Ton
│
menschliche Berührungswärme
aufsteigt
die Verknüpfungen, die
ohne Willenseinfluss
innerhalb einer Disposition
vorgenommen werden
so wurde ein Vokal zur haushohen Wand; was davor gesagt wurde
blieb vereinzelt stehn
als liege die Stadt, auf die er zurzeit jeden Tag blickt, gänzlich entkleidet da.
│
Das Problem wäre gelöst, sagte er, stünde mir da eine andere Anschauung zur Verfügung.
Erinnerung daran, wie Orangen dufteten, als ich 12 war.
kalte Frühlingsfrische
lichtüberflutete
Bruchstellen
aus welchen inneren Vorräten genährt
Ich spürte noch, sagte sie, als meine Sinnlichkeit einst
glatt wie Glas wurde.
Die Substanz, die ihn liebte, steckt noch in ihr?
Welt in sich gewissermaßen
überwinden.
│
plötzlich wieder wissen dass
in einer wirklich guten Beziehung
alles besprechbar
Das vollkommen «auf Eis gestellte«
Vertrauensverhältnis
schafft solche Gespenster
plötzlich, inmitten lauter Musik, hörte ich die Stimme von Vater wie sie vor 40 Jahren klang
│
während einer Begegnung etwas
kognitiv in Ordnung bringen wollen
verhindert Begegnung –
Wie alt sind die Phänomene, von denen gesprochen wurde?
mit dem Kennenlernen öffnetest du auch
diesen Mustern das Haus
Vor einem Jahr setzten wir zu unserer Geschichte an.
Jetzt scheint der letzte Punkt gesetzt.
Egal wie viele noch kommen mögen.
Im Bücherladen roch es nach verlebtem Leben.
│
nichtende Distanz plötzlich und die Frage
ob wir denn jemals eine Beziehung hatten –
wie frei im Blick, wie
jeweils gewesen?
mit Auflösung
Konturverlust
abenddämmerungsfarbig
│
vom Sich-Nichterreichen vorzeitig müde werden
sich beiderseitig im Schönsten erreicht
Sobald ich aus dem Haus trat, sagte er, setzte eine Verurteilungsstruktur ein.
20. März 2019. Carl-Christian, vor 5 Jahren tötete er sich, der 18-jährige.
«Frühlingsanfang«
Dieses bleibende Zeichen setzte er.
Ich vermisse so
eine zärtliche Geste
ein In-den-Arm-genommen-Werden ein
Gutsein zwischen uns
«konventionelles Trennungs-Programm«
│
Während des Kontakts, sagte er, in emotionaler Uneindeutigkeit.
Menschen kurz 'erblindeten' als sie in sein Gesicht sahen.
was sich unter der Realisierung «frei« alles machen ließ
Blick durchstempelt (durchlöchert) wurde
beim nächsten Mal beide schon Bescheid zu wissen glaubten und der
Kontakt verhunzt erschien
einer Assoziation war das zu verdanken.
Wir müssen das Bekloppte, das Verrückte, sagte er, einmal in der Sprache der «Verhinderten« gesagt, beziehungsweise wofür es in Wahrheit steht, noch viel weiter zulassen und entkräften.
│
Ich wünsche mir so, dass du noch viel näherkommst
Erinnerung daran das Freundlichkeits-Verhältnis
bei einer Arbeitsstelle außer Kraft gesetzt und empfunden zu haben, wie richtig es war.
still
tief und zusammen
auf innerem Grund
│
Das Bild von Roy Jones.
Dem großen «Kämpfer und Sieger«.
Aus seinem vorletzten Kampf.
Einfach von einem weit Jüngeren umgehauen wurde und nicht mehr aufstehn konnte.
So sehr vernichtend. Das Schlussbild.
so einen Flor erreicht, in dem alles in der Wahrnehmung
ebenso wirklich wie nicht vorhanden.
mehr und mehr
ganz einzutauchen
öffnet Schatztruhen
kann aber auch dem Untergang
öffnen
Erinnerung an Küsse die
so sehr blühten
Dunkler Frühling
-
Nikolaus Lenau
│
die Lösung ist: nicht mehr reinzugehen.
weil ein instinkt sie zwingt
ihren mund auf seinen mund zu tun
verrückt auf der suche
nach etwas das sie vergessen hat
sie wird ihn küssen
-
Lioba Happel
Instinkt, sagte er, es stört mich zuweilen, dass ich mir
im Grunde jede Frau ansehen muss.
als er sich näherte kam
Laut der Lust aus ihr so
rund und voll und unbegrenzt
│
ich halte es schlecht aus, das Leben
Es hatte etwas vom Wunder, auch im Innern neu anzukommen und ebenso gut und neugierig aufgenommen zu werden.
als Kind brauchte ich auf Ressourcen nicht achten, es war immer genug da: Zeit, Heizungswärme, Vertrauen, Geld, menschliche Wärme.
Das Nest – eine Decke über Bauch und Schoß – bereiten, in das sich der andere legt. In der kleinen Runde war es dann jene Frau, mit der beim ersten Blick feststand, dass Natur für alle möglichen Anziehungen gesorgt hatte. So legte sich einer in den Schoß des andern. Embryonal mit geschlossenen Augen und, ließ sich streicheln. Und es wurde anklangweise jene Geborgenheit ausgelöst, die zu den tiefsten Ressourcen der Menschheit gehört.
│
Energetisch durchkommen – zum innersten Feld des andern.
unter so vielen Möglichkeiten einst
wähltest du die ungünstigste
wer einst wählte
da?
im Nahbereich ihrer Augen
gab es eine klitzekleine Stelle
konzentriert und ungemein, die
ein sonderbar schönes Leben veranstaltete
Ich verstehe es nicht, sagte er, wenn in einer Beziehung mit großer Anziehung
für den andern sexuell nicht alles, was ihm wirklich gefällt, getan wird.
Erinnerung daran, wie das Bittere einer Stachelbeere im Mund in Süße umschlug
│
Kann ich etwas tun, etwas sein, ach so fern, gebunden und schwach, gibt es etwas in Deinen Augen, wozu ich da sein könnte, um vielleicht ein wenig Hoffnung weiter zu öffnen
-
Klaus Demus an Paul Celan, 1968
hebt noch einmal etwas an?
im tiefen Innern hänge ich sonderbar und ganz an dir
│
was ihr da entglitt, war nicht weniger
ihre flüssige undramatische Art
gehörte zum Schönsten
Am Caféfenster die Stadt
in Wahrheit unermessliche Fruchtbarkeitsvorkommen
auch du sahst zu krass
hättest noch näher hinschauen sollen
bei dem, was nach diesem Vorfall lebte
noch andre Schlussfolgerungen
treffen können –
Sanft, immer langsamer
sanft, mit der Unbekannten.
Und wie umarmten wir uns?
blieben lange dabei stehn, wie reglos.
Das Pochen des Herzens durch die Haut fühlend.
Andächtige, leise sich verbindende Innenräume.
│
konnte nicht aufgelöst werden, jener abgestandene Rest –
Selbstnegierungsgewalt
in milder Märzwärme nur
unterhalb seiner Verurteilung blieb
auf Terrasse
Kinderspiel zu raumeinnehmend empfunden wurde
Übergang
von dieser
Sonderform des Alleinseins
Ewigkeit in jedem Moment
gelebt zu haben
ich könnte wirklich viele Argumente gegen dich finden
aber nicht dagegen, wie sehr mein Herz dich liebt
│
wenn es
Hingabe und ihre Unterbrechung
im Wechsel ist
Überforderungsaggression
unbedingt nötig
dass zwei Beziehungspartner
schnell
wieder gut miteinander werden
dass ein Konflikt
bei aller Unüberschaubarkeit
überschaubar bleibt
nicht
in heilloser Zerschlagenheit sich
voneinander entfernt wird
nur wenn es so ist
lebt die Beziehung wirklich sensibel
durchlässig
│
nach Konflikt in der Kindheit
unbedingtes Gutsein
mit Vater und Mutter
sich restlos im Arm hielten
Diesen Überschuss
dein Leben
diese Gabe
durch Geburt erhalten
was im Weiteren
alles gegeben
auch finanziert wurde
es war der Versuch
der große Wille
praktiziert
dir
absolutes Vertrauen zu geben
es war diese Entscheidung
keine andere, es war
unbedingtes Geben aus dem Herzen, das jede Zahl
aufgegeben hatte
wer ist so
im Täglichen
das wäre, das ist
der Maßstab
│
den andern rausschmeißen im Innern
*alte Muster*
Wutdialog
Tränen, die
dich und uns
befreiten
│
verliebtheitsverlegen
etwas ganz Ungewöhnliches ausgeben
Gegenteil:
jemand im Innern zerhacken, und wenn nur für Anflug eines Moments, weil sich etwas nicht ganz auszugleichen schien –
mit unbekanntem Körper in der Umarmung
plötzlich so in der Homöostase
Nichtung der Erektion
durch Erscheinen des Namens des Täters
│
der Moment, als ich das Joducus betrat
es lag offenbar «zu viel« Verarbeitungszeit dazwischen
mit 19 betrat ich dieses Lokal zuletzt
sicher kam alles noch einmal herauf
bei Eintritt in diese Räumlichkeiten
(schon beim Zulaufen auf das Gebäude mit dem Schriftzug)
die innenarchitektonisch die gleichen geblieben zu sein schienen
der 19-jährige, der ich war
noch einmal fühlbarer wurde
als er erinnert werden konnte –
zugleich war das Ganze nun wie bedeutungslos
auch jetzt sehr junge Bedienungen, ja, 37 Jahre später.
erschrocken im Spiegel
was für *ein alter Kerl* da erschien
sich so jung fühlt und zugleich so alt
│
wenn gemeinsam in der Außenwelt geankert wird
scheinbar plötzlich
über eine kleine Schwelle
nicht mehr hinauskommen
Stunden davor
was in einem Satz bis dahin genommen wurde
einem Menschen ganz ruhig seine Verirrung
in seinem Auge zeigen
Versteht das Unverträgliche, evoziert es selbst, sagte er, um sich zu zeigen, wie unabhängig er davon ist?
sich auf das Ereignis
so gewissenhaft und liebevoll
vorbereitet
bei Ankunft
innere Ruhe und Kontakterreichungspräsenz
mit einem Streif
weggewischt wurde
hingegen: ausgeweitet in sich
in vollkommener Menschlichkeit
│
den sonnigen Tag
aus dem Zimmer ansehen
so sehr bei sich
gewesen zu sein
Es ist einfach unglaublich, sagte er, was Leben einfällt.
erschöpfend
oder
schöpfend
auf dem Boden liegend
von der Wurzelerde aufnehmen
weitere Erfühlung
des
Selbst-Verhältnisses
Handlungsalternative
bei
so zwingender Erwartung.
│
du bekommst von allem etwas
sofern du etwas daraus machst
fanden mehr oder weniger
in
blöde kohärente Formen
blieb schließlich «nichts anders«, um nicht ewig davor zu bleiben, als ins Martialische der Täter hineinzugehen, um sich
auch dort auszukennen, um es möglichst
schöpferisch zu machen –
Die Texte, und was alles, so lang schon unangefasst, [wie] verschwunden in ihrer Homöostase.
damit allein sein war nicht schlimm
aber damit in Beziehung allein zu sein
Nie wieder wirst du mitfahrn
-
Hilde Domin, Noch gestern
│
Ich stand vor ihr, sagte er, in so tückischer Strahlkraft, in der jede Kommunikationsbewegung nur entstellt worden wäre. So verblieb ich in sonderbarem Todernst.
weder der sich drüber spielende noch drunter liegende Blick
sondern etwas Zartes von dir
Im Grunde erwarte ich von einem Ort, davon, was sich an einem Ort ergibt, sagte er, dass Abgrundgrade durch Zuwendung in gemeinsam erlebte Tiefe und echte Harmonie verwandelt werden.
Es kommt die Nacht
da liebst du
nicht was schön -
was hässlich ist.
Nicht was steigt -
was schon fallen muss.
Nicht wo du helfen kannst -
wo du hilflos bist.
Es ist eine zärtliche Nacht,
die Nacht da du liebst,
was Liebe
nicht retten kann.
-
(Hilde Domin)