sah mein ‚Ebenbild‘. Ein Junge, vielleicht 17 Jahre, so still und bewusst auf einer Bank, so wahrhaftig in allem Wesentlichen und – ich sehe es doch – deswegen ohne Anschluss „zur Welt“.
So war es
einst.
Und dachte: Wenn mir ein Extremstes, jene Wunde, nicht widerfahren wäre – nicht in solchen Widerstand und Überlebenstrieb gezwungen hätte –, vielleicht wär ich längst nicht mehr. Hätte frühzeitig Ernst gemacht, so wie Carl, etwas ausgelöscht und, wie ich mich kannte, ich selbst wäre es gewesen.
Es überholt mich ein Mädchen auf dem Rad, so zauberisch lang das Haar, so kräftig, so fein, so mittig, sie die Welt, das Ziel, der – bei allen Einschränkungen – ungebrochene, volle Lebensstrom
In jedem Moment versuchen, die volle Wahrnehmungsblüte zu realisieren.
Die Wunde ist vor allem
Aushöhlung der Wahrnehmungsfrucht im Kontakt.
Einfluss von Donovan auf den 16-jährigen, der ich war. Als ich merkte, dass diese Art von Verträumtheit, in den Liedern, in Kitsch und Kommerz überging.
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Solche Aufgebrachtheit durch jemand, so nah hinter mir in der Post stehend. Ferne Erinnerung, die schlagartig zur Gegenwart wird. Beruhigung, die sich
nicht durchsetzt.
Meditatives Element in Orient-Atmosphäre in einem Lokal, draußen am Flussufer. Das Unaggressive, Menschliche darin. Was in dem Land, in dem ich lebe, so fehlt. Keine sich profilierende Stimme. Friedliche, zuweilen still-heitere Jugend, ausländische Großfamilien, die etwas ausstrahlen, von dem ich Teil werden wollte.
Nochmals leuchtet ein, warum in Deutschland, um es darauf zu beschränken, so vehement Marihuana abgewehrt wird. Weil der Mainstream mit dem friedlichen, meditativen Element darin, und was damit verbunden, nichts anfangen kann.
Traum: ... waren in einem Zimmer und jedem Störenden enthoben. Wandten uns zu, weil wir uns mögen, den andern kennen lernen wollten ..... Verfügten einfach übereinander, in Berührungen und überhaupt, wie es guttat. Es ging ums Fühlen und darum, den andern zu erkennen. Es kam nicht zum Sexualakt, das schien irgendwie nicht nötig. Es war tranceartiges Dahintreiben in Worten und Berührungen, die erfüllten. Es verwirklichte sich einfach, was füreinander empfunden wurde.
Wenn solche Wertschätzung und Wärme gegeben wird,
wird es im Gemüt so hell ..... sah
ungesehene Farben.
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Da liegen sie, die Angebeteten, jungen Frauen, die Mädchen, und beten was und wen in ihren Träumen an?
So zart sie daliegen, so wuchtig werden sie mitunter sein, ihre Träume.
Sie liegt da – ist so ein Spruch – wie gemeißelt. Doch fließt alles. Es fließt durch ihren Körper. Es fließt unter ihrem Kleidungsdreieck. Fast nackt liegt sie da, wie im Bette. Krümmt sich leicht, für subjektiven Schutz. Schließt ihre Augen, erlebt den Sonnen-
traum. Jede Menge erfahrungsbedingte Tönungen, sicher. Wehmut, Liebesschmerz, es kann nicht anders sein, in einem anständigen Menschen ..
Jetzt steht sie auf. Und hat schon von ihrem Flair verloren.
Jetzt liegt sie auf dem Rücken, Lehne leicht hochgestellt. Schaut an sich herunter. Hat sicher Frauenzweifel, ob sie ihrem Wunschgeliebten genüge. Dann liest sie, recht dickes Buch, das Hirn rattert Zeile um Zeile durch, sinnlos, morgen weiß sie eh nichts mehr davon. Sie käm besser hoch und ... erweckte mich. Das würden beide erinnern. Sag doch, wie legt man Zeit besser an?
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Frauen in der Jugend, die sich in eine Mutterrolle, in eine Rolle verwandelten. Waren irgendwann umgeben vom schlechten Geruch der Entfremdung.
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In der Jugend störten sie wirklich: Die, die nicht anschauen, sondern beobachten, um spielraumlos zu kontrollieren.
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Es ist ein schmaler Grat der Betörung, bei so vielen Frauen, es lassen sich Gesetzmäßigkeiten ableiten:
1 der Blick hat frei zu sein
2 Wehmut und Sehnsucht sollen darin schwimmen
3 eine Aussicht auf Potenz muss sein
4 der Blick hat frei zu sein
5 das Gegenwesen ist tabu.
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Als ich 13 war, im Bus nach Leeds, zwei Gleichaltrige vor mir, die sich bereits in allen Nuancen .. küssten; echte Hingabe. Hätte ich etwa den Platz wechseln sollen?
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Wie es im Körper wurde, als zwei in den Blick gerieten, die aus einem Gymnasium traten und sich so
innig, Hoffnungs-voll umarmten.
Es ist der Schmerz, vergangen zu sein.
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Nur wenn beiderseitig magischer Kanal hergestellt wurde, ist es ganz Begehren.
Wenn beide nicht mehr anders können, als sich diesem Kanal hinzugeben.
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So sei nicht zu bitter, mit dem unkontrollierten Kontrollverlust
in Kindheit und Jugend. Die Alternativen waren wenig erträglich. Kalkül, Rationalisierung, die auf die Nerven ging. Glückliche Mischungen wird es gegeben haben, gibt es. Ich kann nicht allzu viel dazu sagen.
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Wie sich ihr Haar, so lang, so nass, so dunkel auf ihrer nackten Rückenhaut ringelt.
... Wahrnehmungen, die wie Herkunft erscheinen.
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Auch sie jeden Tag – in diesen Tagen – im Freibad, humpelt leicht daher, kleines Gespräch am Kaffeeautomaten. Doch im Namen jeweilig persönlicher Freiheit dürfen wir einander kaum beachten. Jedenfalls nicht so, dass es der andere bemerkt –
Das Wetter wird dunkel. Noch immer dreiviertel nackt auf der „Tribüne“ sitzen. Das Grün und der Kirchturm nun düster. Düster ist, was kommen wird, der Tod.
Als es zu meinem Anspruch gehörte, einst, so zu schreiben, dass alles im Wortsinn genau stimme.
Es war langweilig bzw. ging nicht. Erst später hörte ich von der „Metaphorizität der Sprache“.
Seltsam oder nicht, als es zu regnen beginnt, zunehmend heftiger, wird das Schwimmbecken voller. In der schönen Sonne war’s fast leer. Seltsam mutet auch an, dass jetzt die Rutsche öffnet. Ich rutsche mal. Unten, bei Wasserankunft, drei ausländische jugendliche Mädchen – Naturschönheiten –, gebärden sich in höchsten schrillen Tönen, ekstatisch, suchen Augenkontakt mit dem, der runtergerutscht kommt. Als ich mich entfern, seh ich, das machen sie jedes Mal. Identität. Augen-Suche. Gemeinsam lachen. Spitzes rundes Schreien, nicht ganz ernst. Lust an der Angst. Lust am Tabu. Lust an ihrer Mädchenangst, woran genau?
Im Freibad nachts über den Zaun, 1985. Zu dritt. All den Raum für sich. Sich im Wasser – so bewusst und so still – umarmt.
Wasserumarmungen
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ihr dichter, umfänglicher Unterleib beim Schwimmen, so viel unbesetztes Wasser darum. Irdisches Paradies –
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Vollendet leicht beweg ich mich heut. Aber noch heute kann es passieren, wenn zu überraschend ein Mensch in den Nahraum eindringt, dass ich mir – wie gerade – beim Schieben des Rads, ungeschickt anmutend, über den Fuß fahr.
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Regen bestimmt nun über Zeit. „Wartezeit“. Gedanken fliehen in viele Richtungen. Ziehen an, im Tempo, breiten sich gehörig aus, bekanntes Spektrum.
Nach so langem Duschen, Überfrische an sich selbst.
Sie stehn nun da, die Frauen und Männer, Jungen und Mädchen überdacht. Alles an ihnen duftet und atmet. Natur gemäß starker Sog. Aber anfassen darf man sich nicht.
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Als ich noch mal eintrete und da jemand ist, nehm ich „die gleiche“ Fremdheit an wie er.
Wie es auch kommt, das ereignet sich.
Beide hochvertraut für sich, einander fremd.