Besinnung im Begegnungsblick
ich kann
keine Besinnung
jetzt zum Ausdruck bringen
2
einer tanzt Trance mit geschlossenen Augen in der Mitte
drei Personen um ihn herum passen auf, dass demjenigen nichts geschieht
wundere mich noch einmal, wie kohärent ich mich bewegen kann
zuweilen wie ein Puma ausgreifend
das aus mir ist dann was?
*rhythmisiert*
eine, dann in der Mitte, tanzt Gleichmaß
wie in Vergessenheit
von sich selbst und den andern
in jener Frau die Jugendliche ‚sehen‘
wie sie den Tanz beginnt
sich verausgabt
ganz
bei an schließender Umarmung zu viert
ihren Atem dann
in die Gesichter weht
3
in der Kompaktgruppe mit geschlossenen Augen begegnen
ich weiß jetzt nicht, wie bewusst du das erlebt hast, was ja bei jedem die Frage ist, aber ich möchte das doch einmal thematisieren (was nicht meint, dass ich eine Antwort erwarte), was Sonntag gegen Ende zwischen uns geschah. Es war also eine Begegnung plötzlich mit geschlossenen Augen in der ‚Kompaktgruppe‘, ich spürte, dass du sehr sensibilisiert warst und ich war es auch. Nur: Ich war zuvor – auch – in problematische Erinnerungs-Bereiche geraten und konnte das, was ich an schönem Gefühl in mir trug und sich ereignet hatte, nicht rüberbringen, als ich die Augen öffnete. Du reagiertest äußerst sensibel darauf und völlig richtig, u. a. mit Tränen. Und erst, als S dich anschaute, wurde es für dich besser. Für mich waren das – auch – sehr bittere Momente, weil es bedeutet, dass sich in den entscheidenden Momenten, nämlich bei der Möglichkeit von so etwas wie gemeinsamem Erkennen (B nannte es die „Neublüte beim Erwachen aus der Trance im Blick mit einem andern“), nicht das viele, sehr viele, was an Gutem, an Fruchtbarem in mir war, durchsetzen konnte. Es handelte sich um eine dramatische Differenz zwischen Empfindung und Ausdruck. Dramatisch auch deswegen, weil ich, wie du, eine zuhöchst sensible Ebene in mir trage, und der innere Beobachter in mir ahnte und sah genau, was da passierte, aber ich konnte in diesen Momenten
nichts dagegen machen.
*
die Vermählung der Frau, die gegenüberstand, mit dem Täter ...
(zentrales, verhaltensbestimmendes Motiv)
wenn „etwas“ erscheint, das sich
mit einem andern
nicht aushalten lässt.
4
im ungeschütztesten Trancezustand
wenn bestimmte Menschen
aus einem Unbewussten
auf eine ungnädigste Weise
abgewehrt werden
kein Einblick von ihnen offenbar erlaubt.
anstelle der Neublüte
aus der Trance
erschien das Grauen
im Auge des andern.
*
so ernst bewusst
stand jene auf einmal vor mir
wie eine Indianerin, die sich treu blieb.
und hatte, wie ich wusste, solches hinter sich
„als ich merkte, in welchem Wahnsinn ich mich als Kind befand“
sagte sie
„und ich spürte, das hat doch nichts mit mir zu tun
noch jetzt damit konfrontiert zu werden“
und ich?
vernahm es als
Un-Gestalt
5
... festzustellen hatte
dass ich diesen Menschen sympathisch finde
aber Annahme
Bemühen kostete
liebende Annahme
wenn sie, im Umgang mit dem andern,
nicht von selbst geht.
Das erschütterte mich, nochmals.
*
langer Blick
ganz offen und weich
erkannte am Ende
den Menschen in ihr.
6
... erinnerte die Situation, dass ein Mädchen, das mir als 15-jährigem sozusagen am besten gefiel, einem der Täter nachlief, und wurde in einer „Zufallssituation“ Zeuge von Intimitäten. Das gehört zum Schlimmsten, weil Zuneigung, Benachteiligung und Hass ein extremes Ungleichgewicht eingehen. Und das Leben ist sich fortan nicht zu blöde .., das „beliebig oft“ zu wiederholen.
*
... einige der Täter einst sind mir gegenüber nur als enthemmte Monster aufgetreten.
Ich habe nie wissen können, wie sie sonst sind. Das ist maßlos verunsichernd.
Nie als Einzelperson, in dem Sinne, begegneten sie mir. Sondern nur als Verkörperung einer extrem verzerrten kollektiven Kraft, mir gegenüber nur mit der zugefügten Stigmatisierung im Hinterkopf.
Zur Grausamkeit gehört der enge Raum, der kleine Ort. Nie wusste ich, ob einer erscheint, ob ich bereits weiter angeschwärzt worden war, oder von Menschen, die mir unbekannt waren, angegangen wurde, was vorkam.
Es war ein
geschlossener Kreis der Lieblosigkeit.
Ohne Möglichkeit des Einstiegs in etwas Liebevolles.
... Wirkung: die Bildung monströser Monster, die – bis heute, wenn auch in veränderter Ungestalt – Kontakt verderben.
... warum ich sooooo offen schreibe / veröffentliche ?
ich habe zu sehr gelitten unter Verdeckthalten, Nicht-Offenheit, -