Lichthof 16: Erotik

 

 

 

 

 

 

 

Beiderseitige erotische Spannung

Männliches Begehren

Weiblicher Auftritt

Gemeinsam

Weibliches Begehren

Weibliche Abwehr

 Existenzieller Genuss

Mangel an erotischer Berührung

GEBORGENHEIT

 

 

 

 

 

 

        

Beiderseitige erotische Spannung

»Bleib ruhig hier«, sagte die Unbekannte in der Ecke

als niemand außer dir dastand.

 

 

Dies viel Jüngere, das von ihr ausging, übertrug sich auf deine Strahlung; warst, der inneren Konsistenz nach, momentweise wieder so jung.

 

 

*

 

 

Im Laden beim Beratungsgespräch voneinander begeistert, näherkamen, sich manchmal, beim Sprechen, anfassten.

 

 

*

 

 

»Eine Ewigkeit« hatte sie ihn nicht gesehen. Auch sie wäre bei ihm im Stadium des Vergessens verblieben. Doch

so überhell-anregendes Wiedererkennen.

 

 

*

 

 

Wenn man dieser Kraft nicht folgt, begeht man Verrat an sich, was ein tödliches Schuldgefühl [bzw. quälendes Versäumnisgefühl] hervorbringt. […] Man muss seinem Begehren treu sein.

-

(Pierre Zaoui nach Jacques Lacan)

 

 

*

 

 

Sie hatte sich einst in ihn verliebt, und das beinhaltete für ihn – auch – tief Problematisches.

 

 

*

 

 

Geriet im Wasser mit ihrem langen Haar in Kontakt, sonderbar stark lud sich das Feld zwischen beiden auf.

 

 

 

Männliches Begehren

Der Kanal zum Weiblichen so offen gewesen, dass du bei bestimmten weiblichen Auslösungen den Blick nicht abwenden konntest, selbst wenn du es tatst.

 

 

Unvorstellbares weibliches Attraktivitäts- und Fruchtbarkeitsvorkommen auf dem Planeten Erde – – –

 

 

Der Moment, in dem das in dir entstandene Licht  

zurückfiel.

 

 

Wie ein nacktes Tier, wendig und frei, war er durch die Straßen gegangen.

 

 

Sexualisierung und Idealisierung des weiblichen Körpers

-

(Merle Radtke)

 

 

Sich erwärmende Luft draußen vermischt mit Atemluft einer jungen Frau, ein Stoff, bei dem ihm die Knie weich wurden.

 

 

Was alles aus deinem Menschsein bei ihr andockte.

 

 

*

 

 

Durchgangscafé in Fußgängerzone. Wie viel in sich selbst hereinkommen kann, aufkommen kann, durch eine anwesende Frau. Was stelltest du dir vor? Zartes und Härteres und . . . etwa . . . Verfügbarkeit? War es sexuelle Gewalt? Sicher, weil einseitig, es war . . . eine Form von Sättigung gewesen. Es schien, als müsste sich Begehren zuweilen sättigen wie ein Tier. Eigentlich ja, ganz normal.

 

 

*

 

 

Plötzlich, in der Fußgängerzone, beim Blick auf Menschen Verwunderung, dass sie mit Erotik überhaupt zusammengebracht werden konnten.

 

 

Es gab keine Beruhigung über das Begehren, das ihre Gestalt, ihr Gesicht und ihre Art auslösten. War dies da, war auch

sofort

das Begehren wieder da.

 

 

 

Weiblicher Auftritt

Frauen in der Novemberkälte mit schwarzen Strumpfhosen und kurzen Röcken drüber.

 

 

Erinnerung an weibliches Parfum, das gerade in der Winterkälte einen zauberischen Reiz entfaltete. Verbunden mit entsprechender Öffnung dafür.

 

 

*

 

 

Hatte den Ausschnitt hinten, und so, dass auf ihrer Haut, in einem kleinen Dreieck, die Stelle blank zu sehen war, die Stelle, wo der BH geöffnet werden kann.

 

 

 

Gemeinsam

Tiefinneres Zittern

durch

geschlechtliches Berührtwordensein.

 

 

*

 

 

Es war bewegend gewesen, die nasse Wäsche der Freundin aufzuhängen. Fühlest so sanft die Abdrücke ihres Körpers darin.

 

 

*

 

 

Menschlichkeit in erotischer Bewegtheit, Verlangsamung, Augen-Verbindung.

 

 

Verzeihen – in gemeinsamer Liebesbewegung.

 

 

*

 

 

Als die Vögel morgens um 4 zu singen begannen, die Beziehung war bereits beendet gewesen, aber noch so viel Fruchtbarkeit davon im Körper; bei erwachendem Tag und diesem Vogelfrühlingsklang, der so angeregt und laut durch die Stille des Himmelsraums hallte: wie weh es getan hatte, in die Leere der Einsamkeit zu gehen.

 

 

 

Weibliches Begehren

Die Jugendliche als Teil der Schülergruppe bei einem Vortrag mit freien Oberarmen *wie von einem Panther*. Eben das Körperliche – und mit ihm so vieles –, das schließlich, bis hinein in Schlaf und Traum, mit jemand und allem

eins sein möchte.

 

 

In den Gesichtern der jugendlichen Mädchen fand sich nicht Herz, sondern Ego und Geschlecht.

 

 

Sie sah auch deswegen so aus, weil sich das nie ganzheitlich und zart, nicht mit echtem Vertrauen aufgebaut hatte.

 

 

+

 

 

Die heranwachsende Frau, die auch

durch den Penis geformt wird.

 

 

*

 

 

Wurde in Jugend gefragt, ob sie sexuelle Gefühle habe: ein solches »Jaaa«. Ein ganzer Mensch, der »Ja« sprach.

 

 

*

 

 

Die Taucherin mit stark getönter Taucherbrille; wie gierig es durch ihre Augen schoss, um geschlechtlichen Fang zu machen.

 

 

(Freilich ja: weibliches, männliches Begehren? Wo lägen die Unterschiede?)

 

 

*

 

 

Mit Dominanz und Selbstbewusstsein genommen zu werden sei für sie die erregendste sexuelle Vorstellung gewesen. Und auch die Vorstellung, dass ihm keine Frau widerstanden habe. 

 

Worum ging es da ?

 

 

Ein Wort wie »Erotomanin« würde den Blick nur verstellen auf das, was sich tiefer ereignet.

 

 

*

 

 

Die jungen Frauen am Nachmittag, bei näherer Sicht, ein Schatten von Liebesspielen.

 

 

 

Weibliche Abwehr

Diese südländische Frau, die sozial vor allem aus positiven Zeichen zu bestehen schien, sicher, schien, und nur solche aufnahm. Andernfalls geriet ihr Gesicht zu einer Art Knoten. 

 

Das Zugrundeliegende.

 

 

 

Existenzieller Genuss

Kohärenzströmung, die von diesem Körper ausging, starkes, nahezu unwiderstehliches Aroma.

 

 

Nah-Kontakt, Atemwärme.

 

 

Auf einmal warst du angezogen gewesen von den sanften, aber festen Bewegungen eines Mannes und sahst, im versetzten Spiegel des Cafés, die eigene Gestalt.

 

 

*

 

 

Grad der Sexualitätsentfaltung.

 

 

Sich verlangsamt und so bewusst einem unbekannten Gesicht und Mund genähert zu haben.

 

 

 

Mangel an erotischer Berührung

Im Grunde hattest du dir gewünscht, dass all diese Welt-Bilder in dem Mädchen einmal versenkt worden wären und ihr die Augen aufgegangen wären – für dich. In annehmender Ruhe und Zuwendung.

 

 

*

 

 

ich bin für heute ein Wasserhuhn

und suche dich im Schilf

wo du mit Sicherheit

an deinen vielen schwarzen Haaren

dich verheddert hast

denk bloß nicht ich mache dich los

-

(Helga M. Novak)

 

  

 

GEBORGENHEIT

Aufgebracht eingetroffen. Mit der Person dort, die dich empfing, wie beiläufig in Berührung geraten. Augenblicklich in einem Zustand von Besänftigung und Frieden gewesen.

 

 

*

 

 

Es war der Wunsch gewesen nach einem komplexen erotischen Geborgenheitsfluss (eingedenk aller inneren Schichten), der existenziell zur Ruhe gefunden hätte.