Lichthof 8: Jugend

 

 

 

 

 

Die Bücher im Regal, alles einstige Entscheidungen.

 

 

 

Anwesenheit von CDs: gab dir etwas vom Reichtum lang vergangner Zeit, auch wenn du ihn nicht mehr gebrauchen konntest. Schließlich musstest du sie, so vieles mehr, vor deinem Auge entfernen.

 

 

 

Erinnerung daran, als im Winter die Hände so rot wurden, eisig weh taten von der Schneekälte.

 

 

 

Nachbildung von Menschenverhalten; etwa Stimmtonlaute in der eigenen Resonanz. So manches - - - abgrundschlagartig.

 

 

 

Ihr junges Gesicht, das etwas Geheimnisvolles annehmen konnte. Erinnerung an sich selbst.

 

 

 

Am Abend in einem Café, von der Straße aus gesehen, hinter einer großen Scheibe sitzend H., mit der du einmal zusammen warst, bewegend zusammen, als du 19 warst.

Seither nicht gesehen, beide jetzt 56. So anderes Gesicht, andere Zeit, so anderer Zustand.

 

 

 

Das, was ihm viele Jahre als Sehnsucht, stark und konkret und doch lose vor Augen hing, erwies sich in der Realisierung

als was?

 

 

 

Sahst nun so sehr, was in deiner Kindheit und Jugend an bestimmten Stellen hätte geschehen müssen, und

nicht geschah.

 

 

 

Erinnerung daran, in der Pubertät diese voll erwachsene, spürbar sexuell erfahrene Frau im Schlafmantel aus dem Schlafzimmer gehen gesehen zu haben. Was das anrichtete, auslöste  .  .  .

 

 

 

*

 

 

 

Deine Wahrnehmung rahmte sie - - - machte sie noch kohärenter als sie ohnehin schon war. Sie spiegelte sich begeistert. Kam nun auf dich zu.

 

 

 

Als zwei Seelen und zwei geistige Räume sich (wenigstens in einem gewissen Sinn) ziemlich genau erfassten.

 

 

 

Erinnertest dich plötzlich wieder fühlbar an die Zeit, als du, nach dieser Beziehung, allein in eine entfernte Stadt gezogen warst. Am Ende dieser Zeit warst du, teils unfreiwillig, teils freiwillig, so einsam, dass du – kaum mehr stehen konntest.

 

 

 

Sahst so deutlich, was du an Menschenkontakt gebraucht hattest und hättest.

 

 

 

Versuch der Erinnerung an einen Nachmittag, bevor die daseinsverändernde Stigmatisierung eintraf.

 

 

 

Weil der gütige Schleierdunst zerriß,

Hinter dem des Todes Wahrheit graute,

Weil ein Wissen wurde fast gewiß,

Das zu glauben ich mich nicht getraute . . .

-

(Franz Werfel)

 

 

 

Januar-Helligkeit, solche Helligkeit in der Kälte, was alles schien damit auf?

 

 

 

Als du ganz offen und ohne jede Furcht aus jedem Fenster sehen konntest.

 

 

 

In Kindheit und Jugend eine 'Schubertsche Seele' gewesen.

 

Was stimmt daran – nicht?

 

 

 

Vergleich zwischen gegenwärtigen und Jugend-Zuständen. Heute längst, warst auch in Tagesstunden angekommen. 

 

 

 

Was gelangte ans Licht, was fiel ins Dunkel?

 

 

 

Erinnerung daran, sich an einen Ort zu wünschen, wo es besser sei.

Als das eingestellt wurde.

 

 

 

Als es im Juli draußen überhell, die Apotheke war ein bedrückend heller Innenraum gewesen.

 

 

 

Erinnerung an einen Spaziergang im August, es war heiß gewesen, und zeitweise gänzlich stilles Feld.

 

 

 

Erinnerung daran, Obst in die Hosentasche gesteckt zu haben für den Weg.

 

 

 

Poetisches darin sah, im Hagel bei Sonnenschein.

 

 

 

Jugendliche anschautest. Zeitlich nun so weit entfernt. Dabei: Im Freiraum echter Hoffnung. Im Abgleich mit sich selbst.

 

 

 

Sie folgte dem viel älteren Mann, auch erotisch, weil er ihr eine Welt öffnete, die ihr auf mehreren Ebenen richtig Lust machte.

 

 

 

Ganz andere Empfindungen seien es, wenn es deine Tochter sei.

 

 

 

Verständnis aufzubringen für ihren falschen, irrenden Ausdruck dir gegenüber.

 

 

 

Erinnerung daran, dass du ab einem Punkt Übersicht quasi erzwingen wolltest, aber all das bereits so verzwirbelt gewesen war, dass es nur in Verzweiflungsaggression und Kopf-Überdruck geendet hatte.

Dieser tiefe Eindruck, in solchen Situationen einen Schaden der Heillosigkeit davongetragen zu haben.

 

 

 

Sein »Danke« nach diesen belebenden Prozessen sagte was? Dass er es so schätzte, zu fließen und andere zu erreichen. Der andre – im Ausdruck – jenseits von Dank.

 

 

 

Als du die leere Brottüte ausschüttetest, Krümel herausfielen, erinnertest du, wie dir als 19-jährigem doppelt belegte Fleischwurstbrötchen vom Metzger – morgens um 7 nach einer Liebes-Nacht – schmeckten.

 

 

 

*

 

 

 

Dass gerade bei Schmerzhaftigkeit ein Mensch in einer anderen, unbekannten Situation leuchten kann. Das war nicht selten so in Jugend.

 

 

 

Wie auch in den zurückliegenden, »schrecklichen Zeiten« manches spürbar wohltuend eingebettet lag.

 

 

 

So leicht war es, diesen Raum zu betreten, nun war das Haus abgerissen.

 

 

 

Plötzlich erinnertest du noch einmal fühlbar diese mentale Frische und Körperfrische aus diesen Momenten.

 

 

 

Ließest die Staubschicht auf dem Schreibtisch, weil sie von der letzten Zeit zeugte.

 

 

 

Menschengegenwarten, mit denen es zur Verengung eines ganzen Systems kam. Einst: Ein ganzer Mensch wurde angegriffen, ein ganzer Mensch stand dafür zur Verfügung, und nicht ein einzelner Aspekt.